April 07, 2025

Daryl Hannah: Neil Young ist vielen Leuten unheimlich

Neil Young Coastal
In einem Interview mit der amerikanischen Online-Ausgabe des Rolling Stone sprach Daryl Hannah jetzt ausführlich über ihren neuen Film "Coastal". Der Film dokumentiert Neil Youngs Solo-Tournee entlang der US-Westküste im Sommer 2023. Hannah erklärte, dass sie ursprü­nglich nur Ar­chiv­mate­rial für Young erstellen wollte, nicht zwangsläufig einen ganzen Doku­mentar­film. „Normalerweise filme ich die Touren, damit Neil Archivmaterial hat", sagte sie. „Ich mache nicht immer Doku­mentar­filme daraus." Ähnlich sei sie bereits bei der Doku­menta­tion über die Entstehung des Albums "Barn" vorgegangen.

Die Entscheidung, aus dem Material der Solo-Tournee doch einen Film zu machen, traf Hannah, weil sie bestimmte Aspekte von Neil Youngs Tourneealltag beleuchten wollte. Ihr sei aufgefallen, dass viele Menschen falsche Vorstellungen vom Tourleben hätten. Deshalb wollte sie zeigen, wie normal und oft auch einsam dieser Alltag sein kann. "Sogar Freunde fragten mich: ‚Oh, kann ich nach der Show zur Party kommen?‘", erzählte Hannah. "Ich antwortete dann: ‚Party? Wir steigen in den Bus und fahren zur nächsten Stadt.‘" Sie war selbst überrascht, wie erschöpft Neil Young nach den Auftritten war. "Besonders erstaunte mich, dass er nach einer Show kaum sprechen kann. Er ist völlig ausgelaugt. Er muss einfach nur dasitzen, eine Weile aus dem Fenster starren, um wieder zu sich zu kommen", so Hannah. Diese menschliche Seite wollte sie zeigen, um mit dem Klischee exzessiver After-Show-Partys aufzuräumen.

Um Neil Young während der Dreharbeiten möglichst wenig zu stören, filmte Hannah nicht mit einer großen Kamera, sondern mit ihrem iPhone. "Es ist nicht einmal das neueste Modell", erklärte sie. "Aber ich wollte keine große Kamera dabei haben, um Neil nicht zu verunsichern." Ihren Ansatz beschrieb sie als den einer "Fliege an der Wand". [Weiter:  Probleme mit der Setlist ...]

Eine besondere Herausforderung bestand darin, dass Neil Young ohne feste Setlisten auftritt und spontan entscheidet, welche Songs er spielt. "Neil hat nie eine Setlist. Er spielt einfach, wonach ihm gerade ist", sagte Hannah. Das führte dazu, dass Kameras, die auf bestimmte Instrumente gerichtet waren, manchmal ins Leere filmten. Trotzdem zeigte sich Hannah mit dem Ergebnis zufrieden: "Ich glaube, am Ende habe ich auf wundersame Weise das bekommen, was ich mir erhofft hatte."

Obwohl Hannah ursprünglich einen reinen Cinéma-Verité-Stil anstrebte, entschied sie sich bewusst dafür, Szenen im Film zu belassen, in denen Neil Young direkt in die Kamera blickt oder sie anspricht. "All diese Momente, wenn er in die Kamera schaut, selbst wenn er mit [seinem Sohn] Ben spricht, finde ich sehr bewegend", erklärte sie. Diese Szenen würden eine besondere Offenheit und Verletzlichkeit Youngs zeigen.

Neil Young Coastal Poster
Überhaupt  wollte Hannah mit "Coastal" ein weniger unnahbares und einschüchterndes Bild von Neil Young zeichnen. "Die Leute halten ihn oft für undurchschaubar. Es ist lustig, wie viele von ihm eingeschüchtert sind, ihn als unheimlich empfinden", sagte sie dem Rolling Stone. "Bevor ich ihn kannte, dachte ich das auch. Davon wollte ich die Leute abbringen." Die intimen Momente im Film sollen eine Seite von ihm offenbaren, die in anderen Dokumentationen bisher verborgen blieb.

Bewusst platzierte Hannah die Songs "I’m the Ocean" an den Anfang und "When I Hold You in My Arms" an das Ende des Films. „Das ist für mich der Kern der Sache“, sagte sie. Die Lieder spiegelten für sie aktuelle Krisen sowie die Bedeutung von Liebe und Unterstützung wider. Besonders bemerkenswert fand sie, dass Young bei "When I Hold You in My Arms" sowohl elektrische Gitarre als auch Klavier spielte – etwas, das sie zuvor noch nie erlebt hatte.

Neil Young selbst hatte laut Hannah keine redaktionelle Kontrolle über den Film. Sie zeigte ihm das fertige Werk erst nach Abschluss der Arbeiten. Er habe den Film jedoch gemocht, insbesondere die Szenen mit seinem Sohn Ben.

Der Film ist größtenteils in Schwarzweiß gehalten. Erst am Ende wechselt er zu Farbe, als die Straße vor dem Tourbus zu sehen ist. Dies ist eine Hommage an Hannahs Lieblingsfilm "Der Zauberer von Oz". Sie versucht, in jeden ihrer Filme ein kleines "magisches" Element wie dieses einzubauen.

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