Mit "World Record" liefert Neil Young nach "Colorado" (2019) und "Barn" (2021) bereits sein drittes Studioalbum hintereinander ab, das er mit "Crazy Horse" eingespielt hat. Eine so lange, ununterbrochene Kooperation mit seiner legendären Backingband hat es seit ihrem ersten Album von 1969 noch nie gegeben. Im Gegensatz zu früher, streute der inzwischen 77-jährige Musiker keine Soloalbum oder andere Projekte dazwischen oder schaltete seine "Crazy Horse"-Kumpels auf Standby.
Anders als die beiden Vorgänger ist das neue Album diesmal nicht in der dünnen Hochgebirgsluft der Rocky Mountains entstanden. Statt für die inzwischen fertig restaurierte und winddichte Scheune von "Barn" hat sich Neil Young für die Shangri-la-Studios der Produzentenlegende Rick Rubin entschieden, der "World Record" auch mit produzierte. Sein Studiokomplex liegt fast fußläufig entfernt von dem einst durch Waldbrände zerstörten und inzwischen wieder aufgebauten Haus Neil Youngs und Daryl Hannahs in Malibu.
Fußläufig sind auch die meisten der zehn Songs des Albums entstanden. Die Melodien entwickelte Neil Young nach eigener Darstellung durch vor sich hin pfeifen beim Spazierengehen, seiner neuen Leidenschaft. Ungewöhnlich an "World Record" ist ist auch, dass er trotz des Rückgriffs auf "Crazy Horse" nur bei zwei Songs elektrische Gitarre spielt und sich ansonsten ans Klavier, seine Pumporgel oder an ein merkwürdiges Instrument namens "Marxophone" setzt. Weitere Skurrilitäten sind die Nennung der genauen Geburtstage alle Beteiligten in den Credits, die Veröffentlichung als Doppel-CD bei nur 50 Minuten Gesamtlaufzeit sowie die unterschiedliche Länge von "Chevrolet". Der epische Rocker und in klassischer "Crazy Horse"-Manier eingespielte Song ist auf der CD-Version zwei Minuten länger als auf Vinyl. [Weiter: Infos, Hintergründe und Reviews zu Neil Youngs Album "World Record" ...]
Tracklist
01. Love Earth............................4:04
02. Overhead..............................3:41
03. I Walk with You (Earth Ringtone)......3:58
02. Overhead..............................3:41
03. I Walk with You (Earth Ringtone)......3:58
04. This Old Planet (Changing Days).......2:31
05. The World (Is In Trouble Now).........3:16
06. Break the Chain.......................4:07
07. The Long Day Before...................2:18
08. Walkin' On The Road (To The Future)...2:53
09. The Wonder Won't Wait.................3:18
10. Chevrolet.............................13:32* (15:10**)
11. This Old Planet (Reprise).............1:19
*=Vinyl-Version **=CD-Version und kommende 2. Auflage Vinyl
Credits
Produzenten:
Rick Rubin und Neil Young
Musiker:
Neil Young - Gesang, Gitarre, Piano, Orgel, Wurlitzer, Mundharmonika, Vibraphone, Marxophone, Kuck Tub
Billy Talbot - Bass, Gesang
Ralph Molina - Schlagzeug, Gesang
Nils Lofgren - Gitarre, Lapsteel, Gesang
Aufnahme und Mixed:
Ryan Hewitt
Aufnahmeassistenten:
Louis Remenapp, Taylor Jackson
Aufnahmestudio:
Shangri-La Studios, Malibu, CA
Alle Songs von Neil Young
Verkaufsversionen
- Doppel-CD
- Doppel-Vinyl
- Limitierte Edition mit Doppel Clear-Vinyl
- Audiokassette
- Hi-Res Download
- MP3-Download
- Stream
Wie "World Record" entstand
Nachdem Neil Young mit Crazy Horse 2021 das Album "Barn" aufgenommen hatte, sollte das nächste Album ebenfalls in der alten Scheune hoch in den Rocky Mountains entstehen. Dafür wurde das historische Holzgebäude, durch dessen Ritzen bei "Barn" noch der kalte Wind wehte, wetterfest und winddicht gemacht. Warum sich der eigensinnige Musiker letztlich doch für ein richtiges Aufnahmestudio entschieden hat, ist nicht genau bekannt. Möglicherweise hätte die dünne Hochgebirgsluft den vier alten Männern noch mehr zu schaffen gemacht, als beim letzten Mal. Damals mussten "Crazy Horse" zwischen den Songs immer wieder zur Saustoffflasche greifen.
Vielleicht fiel die Wahl auf Rick Rubins Shangri-La-Studios aber auch wegen eines Leserbriefs eines Fans an die Archiv-Seite. Der Brief brachte Neil Young Ende letzten Jahres auf die Spur einer längst vergessenen Aufnahmesession mit "Crazy Horse" und Rick Rubin im Jahr 1997. Neil Young zeigte sich begeistert von den wiederentdeckten Aufnahmen und der Arbeit mit Rick Rubin. Dessen Studio liegt zudem in direkter Nachbarschaft von Neil Youngs und Daryl Hannahs Haus in Malibu. Dort wurde dann "World Record" rund um den Vollmond im Mai 2022 in wenigen Tagen live aufgenommen.
Das Songmaterial ist dagegen größtenteils tatsächlich in den Bergen der Rocky Mountains entstanden. Dort pfiff Neil Young bei täglichen Wanderungen Melodien vor sich hin, die er auf einem alten Mobiltelefon aufnahm. Später sortierte er dieses Rohmaterial und schrieb Texte zu den Melodien.
Ärger um die Länge von "Chevrolet"
Zwei der zehn Songs sind allerdings schon früher entstanden: Der Bluesrocker "Break The Chain" und der epische, 15 Minuten lange Auto-Song "Chevrolet". Letzterer sorgte dann nach Fertigstellung des Albums für eine Neil Young-typische Kapriole: Um "World Record" auf eine Vinyl-Scheibe pressen zu können, wurde der Songs auf 13 Minuten gekürzt. Erst später fanden die Produzenten Young und Rubin die 15-Minuten-Fassung besser. Da war der Produktionsprozess für die Vinyl-Fassung aber schon angestoßen worden. Eine schnelle Änderung war wegen der lange im Voraus ausgebuchten Presswerke nicht mehr möglich. Nur die CD-Version konnte noch bis zum geplanten Erscheinungstermin geändert werden und enthält die um zwei Minuten längere Fassung.
Der Vorgang wirkt umso skurriler, als die Vinyl-Fassung ohnehin als Doppel-LP erscheint, deren vierte Seite komplett leer ist. Es wäre also problemlos möglich gewesen, von Anfang an auf das Einkürzen von "Chevrolet" zu verzichten. Die CD-Fassung mit dem längeren Take erscheint sogar völlig sinnfrei als Doppel-CD, obwohl selbst mit dem 15-Minuten-"Chevrolet" alles auf eine einzige CD gepasst hätte. Als Begründung führt Neil Young an, er wollte die Doppel-CD, damit die Aufteilung wie bei der Vinyl-Version ausfällt. Außerdem wollte er auch bei der CD nicht auf die zwei Innenhüllen mit Fotos seiner Verwandten verzichten.
Rick Rubis "Shangri-La"-Aufnahmestudio
Rick Rubin, Neil Young (Foto: Joey Martinez) |
In Rick Rubins eigenem "Shangri-La"-Stdios in Malibu entstanden dann später die Alben "Peace Trail" (2016), "The Visitor" (2017) mit Promise of the Real sowie Teile des Soundtrack-Albums "Paradox" (2018). Allerdings war Rick Rubin dabei nicht als Produzent tätig. Auch die Zusammenarbeit zwischen Neil Young und Rapper D.R.A.M. beim Song "Campfire" für den Soundtrack eines Science-Fiction-Films kam in Ruck Rubins Studio zustande.
Aus Puff wird Plattenstudio
Die "Shangri-La"-Studios waren 2011 von Rubin gekauft und ausgebaut worden. Sie blicken auf eine interessante Geschichte zurück: In den 1950er Jahren als "Shangri-La Ranch" von der Schauspielerin amerikanisch-mexikanischen Margo errichtet, diente das Anwesen zunächst als Drehort für "Mister Ed", eine TV-Serie über ein sprechendes Pferd. Danach wurde die Ranch zum Edel-Puff für die Hollywoodprominenz. Mitte der 1970er Jahre übernahmen dann "The Band" und Bob Dylan die Ranch und bauten ein Tonstudio ein, wo sie in den folgenden Jahren mit mit vielen bekannten Musikern und Bands abhingen, probten und aufnahmen. In den 1990er Jahren wechselte das Studio noch einmal den den Besitzer, bevor es Rick Rubin übernahm und weiter ausbaute. Neben zwei Hauptaufnahmestudios gehört Bob Dylans alter Tourbus zu den Attraktionen von "Shangri-La". Er steht im Garten des Studios dient ebenfalls als Aufnahmeraum.
Das Cover von "World Record"
Das Cover von "World Record"
Das Albumcover zeigt ein Foto von Neil Youngs Vater, den Sportjournalisten und Schriftsteller Scott Young. Es wurde in den 1940er Jahren auf der Yonge Street in Neil Youngs Geburtsstadt Toronto aufgenommen. Als Grund für das ungewöhnliche Cover, das nichts mit dem Inhalt der Songs auf dem Album zu tun hat, führt der 77-Jährige an, es gehe nur um "Nostalgie".
Das Foto von Sott Young ist mit einer Büroklammer an ein behördliches Formular geheftet, bei dem es um die Registrierung für eine Wahl geht. Das Formular ist unausgefüllt und wegen der Abfrage einer E-Mail-Adresse offenkundig nicht aus der Zeit, in der das Foto entstand. Möglicherweise ging es um die Registrierung Neil Youngs für die Wahl des US-Präsidenten, an der der Musiker nach seiner offiziellen Einbürgerung in den USA erstmals teilnehmen durfte.
In der linken unteren Ecke des Covers ist das Geburtsdatum von Vater Scott Young abgedruckt. Das jeweilige Geburtsdatum ist zudem hinter dem Namen aller in den Credits aufgeführten oder auf weiteren Fotos der Plattenhülle abgebildeten Personen angegeben. Die Fotos auf der Rückseite und den Innen Zeiten zeigen Neil Youngs Mutter, Bruder und Schwester.
Mit Marxophone & Wurlitzer
Neil Young hat auf seinen Alben schon häufiger zu seltsamen Instrumenten gegriffen, darunter eine Drehleier (Harvest Moon) oder eine Glasharmonika (Colorado). Auf "World Record" spielt er jetzt ein "Marxophone" - eine Art Zither, deren Saiten mit Metallhämmerchen zum Klingen gebracht werden. Das Anfang des 20. Jahrhundert erfundene Instrument sollte auch Ungeübten das Spielen der damals populären Zither ermöglichen. Die Hämmerchen waren den Tönen der C-Dur-Tonleiter zugeordnet und für Anfänger auf einem Schild deutlich markiert. Das Marxophone ist aber keine Unbekannte in der Rockmusik. Es wurde bereits von bekannten Musikern und Bands auf ihren Alben eingesetzt.
Erstmals auf einem Album spielt Neil Young auch ein Wurlitzer Electric Piano. Das war zwar schon auf vielen seiner früheren Alben dabei, wurde da aber von Brian Keith, Spooner Oldham, Graham Nash, Stepfen Stills und Anderen gespielt. Young selbst nutzt das Wurlitzer Piano - das einen anderen Klang hat als das ebenfalls oft verwendete elektrische Fender Rhodes Piano - bislang nur einmal auf der Bühne. Auf Tour mit "Promise of the Real" kam es 2018 beim Song "Ethernity" zum Einsatz.
Die Texte von "World Record"
Rusted Moon hat die 11 Songs von Neil Young & Crazy Horse "World Record" hier ins Deutsche übersetzt.
Kritiken/Reviews (UPDATED 04.12.2022)
Sam C. Mac, Slant Magazine: "Der dringliche Umweltschutz, der Young so sehr am Herzen liegt, wird auf World Record weder durch die unverhohlene Politisierung des 2015er Albums The Monsanto Years noch durch die sirupartigen Orchesterarrangements des Storytone aus dem vergangenen Jahr beeinträchtigt. Was bleibt, ist Youngs übernatürliche Begabung für Melodien (die meisten Songs dieses Albums begannen als summbare Melodien, die ihm auf seinen täglichen Spaziergängen in den Sinn kamen), die beständige Chemie von Crazy Horse, Rubins weniger-ist-mehr-Studiohandschrift und natürlich das wichtigste Thema überhaupt: dieser alte Planet." 4,5 von 5
Stephen Thomas Erlewine, Pitchfork: "Der Plan war einfach: die 10 Songs sollten der Reihe nach "live" aufgenommen werden, um die Gruppe dabei zu begleiten, wie sie langsam in Schwung kommt. Ein weiterer Knackpunkt war Youngs Entscheidung, nur bei drei Songs Gitarre zu spielen und sich ansonsten entweder dem Klavier oder der Pumporgel zu widmen. Die Instrumentierung verleiht dem Album einen liebenswürdigen, schrägen Gang; oft scheint es, als würde die Band kurz davor stehen, über ihre eigenen Füße zu stolpern, was entweder durch die gehämmerten Keyboards von Young, den Schlagzeuger Ralph Molina oder das Netz, das von den Gitarren von Lofgren und Billy Talbot gewebt wird, wieder ausgeglichen wird." 7.1 von 10
Bernhard Jugel, Bayrischer Rundfunk: "Dass die alten Herren noch nichts von ihrem Können verlernt haben, beweist schon die Tatsache, dass das neue Album live im Studio eingespielt wurde. Starproduzent Rick Rubin war da vor allem für die guten Vibes und die Auswahl der besten Takes zuständig. Hin und wieder ein paar schräge Töne haben Band und Produzent wohl in Kauf genommen. Dafür klingen die Songs dann aber kraftvoll und authentisch und sind voller Leidenschaft – etwas, das den auf Hochglanz und Durchhörbarkeit getrimmten Pop-Hits unserer Tage häufig fehlt."
Christian Werner, OTZ: "Wenn der Alte die Gang zusammenruft, gibt es kein Halten. Schnaufend, knarzend, krachend, schunkelnd, lieblich und ewig rastlos spielt sich der 77-Jährige Neil Young mit Crazy Horse durch „World Record“, ein Album über den Zustand der Welt, der Natur und unser aller Zukunft. Die Botschaften sind teils simpel, aber nie waren sie richtiger. Folk- und Rumpelrock-Fraktion kommen gleichsam auf ihre Kosten. Eine dringliche Platte, die man vom Meister (beinahe) nicht mehr erwartet hätte – produziert von Rick Rubin."
Stefan Hochgesand, Berliner Zeitung: "Dass Neil Young & Crazy Horse nun erstmals von Star-Produzent Rick Rubin produziert werden, könnte eine große Sache sein, ist es am Ende aber eigentlich doch nicht: Young, der Junggebliebene, klingt wie auf seinen vorherigen Alben ohne Rubin auch: Er singt uns am Lagerfeuer von einer, ja, seiner Hippie-Liebe zu Mutter Natur, die es zu bewahren gelte. Dieser Kerl hat es offensichtlich nicht nötig, seine Gitarre auf einem Van Gogh zu zertrümmern, damit wir ihm zuhören."
James Hall, The Telegraph: "World Record ist klassisch Young: leidenschaftlich, direkt, schroff und schön." 4 von 5
Andreas Borcholte, Der Spiegel: "Produziert wurde der Crazy-Horse-Trip erstmals von Rick Rubin, aber man hat den Eindruck, dass sich der Reduktionsguru die meiste Zeit nur still in die Ecke gesetzt und milde mit dem Kopf genickt hat – alle Sound- und Bewusstseinsregler ganz weit offen." 7.6 von 10
William Miller, Classic Rock: "Mit dem fünfzehnminütigen ›Chevrolet‹ liefern Young und Crazy Horse erneut einen der verehrten monumentalen Roadtrips durch das Gitarren-Universum ab, den ausschließlich sie so beherrschen. Klar die beste Nummer von WORLD RECORD, gefolgt von ›I Walk With You (Earth Ringtone)‹. An die alten Klassiker kann WORLD RECORD freilich nicht anknüpfen, dennoch gelingt Young mit seinen Mitstreitern erneut ein Longplayer, der besser ist als (fast) alles, was der Meister in den 80ern verbrochen hat (wenn man FREEDOM mal außen vor lässt)." 7 von 10
Jordan Potter, Far Out Magazine: "Neil Young und Crazy Horse haben mit World Record keineswegs neues Terrain betreten. Musikalisch vereint es die Stile, die Young in den letzten 55 Jahren erforscht hat, in einem nostalgischen und höchst unterhaltsamen Paket. Thematisch bekräftigt es Youngs bewährte Werte und wirft in einem ausgewogenen Spektrum von Tempi und Stilen die richtigen Fragen auf. Such dir die nihilistischste Stadt der Welt und laufe in die entgegengesetzte Richtung. Du wirst Neil Young irgendwo auf einer Ranch finden, wo er sich um die Zukunft sorgt und hofft, dass wir unser Verhalten ändern können." 4 von 5
Thomas Winkler, Musikexpress: "Die elf Songs sind allesamt durchkomponiert und stringent arrangiert, obwohl auch dieses 42. Studioalbum des mit dem Alter immer fideler werdenden Endsiebzigers – wie alle Alben von Young mit Crazy Horse – live eingespielt wurde, aber halt nicht wie zuletzt auf BARN in der eigenen Scheune, sondern in Rubins Studio in Los Angeles. Aber hier franst nun – abgesehen vom 15-minütigen, aber ziemlich großartigen, an „Cortez The Killer“ erinnernden „Chevrolet“ – kaum etwas aus, finden die Songs schnell zum Punkt und verlieren sich auch nur selten in Improvisationen, egal ob typischer Crazy-Horse-Rumpelrock, HARVEST-taugliche Country-Ballade oder gemütlicher Folk-Walzer mit Mundharmonika-Einlage." 4,5 von 5
Max Gösche, Rolling Stone: "Für seine rostige Americana-Fortschreibung hat er sich diesmal wieder einen richtigen Produzenten besorgt, und zwar keinen Geringeren als Rick Rubin. Beim Studio-Trip der beiden Zausel entsteht etwas Magisches. Rubin triezt den Alten, lässt ihn Overdubs aufnehmen, schickt Young öfter in die Gesangskabine, als es dessen Arbeitsroutine vorsieht. Zuweilen wirkt es gar so, als habe Rubin Einfluss auf das Songwriting, etwa wenn Young in der zerschossenen Ballade „I Walk With You (Earth Ringtone)“ oder in der ebenso naiven wie erbaulichen Ode „Walkin’ On The Road (To The Future)“ die Melodieschraube eine Windung weiterdreht als üblich." 4 von 5
Doug Heselgrave, No Depression: "Die Songs auf World Record, produziert von Rick Rubin, der Young anscheinend völlig aus dem Weg gegangen ist, um ihn sein Ding machen zu lassen, wechseln zwischen klaviergetriebenen Singalongs wie "Love Earth" - gespielt auf einem antiken Instrument, das an verlassene Prärie-Kirchenkeller erinnert - und langatmigen, von Rückkopplungen durchtränkten Ausflügen wie dem 15-minütigen Elektro-Opus "Chevrolet", die deutlich zeigen, dass Young sich nicht auf seinen Fähigkeiten ausruht und seinen Schneid nicht verloren hat."
Viktor Fritzenkötter, plattentests.de: "Allen will und wird es Young einmal mehr nicht recht machen. In pfeifendem Feedback klingt "Chevrolet" aus, bevor die gewisperte Reprise von "This old planet (Changing days)" leise zurück zum Thema führt. Gewissermaßen ist "World record" auch als Update von "After the gold rush" zu lesen, mit dem Young schon vor über 50 Jahren der Umweltbewegung eine Stimme gab. "Because the earth has held me / I never will let go", singt er nun an anderer Stelle. Es ist ein Versprechen voller Demut und Kampfgeist. Er wird es halten. Glückwunsch und danke, Neil." 7 von 10
Andreas Müller, Radio Eins: "Es geht um das Ganze: wir müssen unseren Planeten lieben und ihn retten. Keine Kriege, nur Liebe. Diese vermeintlich naiven Botschaften transportiert Neil Young mal als Country-Schunkler, mal flankiert von massiven Gitarrenwänden."
Pat King, Paste Magazine: "Mit World Record, seinem jüngsten Album mit Crazy Horse - der beständigsten Begleitband seiner langen Karriere - gingen Young und die Jungs wieder ins Studio, um eine Reihe von Songs zu schreiben, die sich im besten Fall wie ein unbeirrtes und ungefiltertes Plädoyer für unseren sterbenden Planeten anhören. Wenn es aber nicht klappt, wirken die Songs einfach unsubtil und ungeübt in ihrer Darbietung und ihren Botschaften." 6,8 von 10
Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)
Daniel Sylvester, Exclaim!: "Auf dem Papier ist „World Record“ ein Mittelklasse-Album von Neil Young & Crazy Horse, aber es steckt so viel Persönlichkeit und Leidenschaft darin, dass es als eines seiner seelenvollsten in Erinnerung bleiben möchte." 7 von 10
Doug Collette, Glide Magazine: "Dieses fünfundvierzigste Studioalbum von Neil Young zählt vielleicht nicht zu seinen größten, aber es ist vielleicht das lebensechteste Werk, das er je veröffentlicht hat."
Gunther Matejka, Country Music News: "Neil Young und seine Begleiter von Crazy Horse machen auf "World Record" zum 15. Mal gemeinsame Sache. Von Routine sind die Vollblutmusiker aber so weit entfernt, wie Young von einem Trump-Autoaufkleber. Live eingespielt und ungeglättet von Rick Rubin produziert." 7 von 10
Kyle Lemmon, Flood Magazine: "Die Musik von 'World Record' hat sicherlich ihren Reiz, aber viele der Momente sind abgegriffene Reisen durch die Vergangenheit, die dieses Jahr etwas weniger Schwung und Elan haben. Warten Sie auf das Jahr 2023 und Neil und seine Freunde werden höchstwahrscheinlich mit einer frischen Ernte von Platten für unsere sich ständig weiterentwickelnde schöne neue Welt zurückkehren."
Ulrich Maurer, musikreviews.de: "Auf dem von RICK RUBIN produzierten Album setzen sich YOUNG & Co. dezidiert von dem klassischen Sound ab, den sie noch auf dem Album „Barn“ feierten und überraschen mit bis dato „ungehörten Kombinationen von Instrumenten“, wie YOUNG selbst sagt. Und tatsächlich hangeln sich die Jungs da – oft, aber bei weitem nicht immer in Kombination mit brachialen Grunge-Riffs – mit Honky-Tonk-Piano, Slide-Gitarre (c.o. NILS LOFGREN), Akkordeon und insbesondere einer Harmonium/Pumporgel, die einen TOM WAITS stolz machen würde, durch ihre aktuelle Songsammlung. Zweifelsohne ist „World Record“ in diesem Sinne das abenteuerlichste YOUNG-Werk der letzten Jahre geworden." 14 von 15
Andreas Rauschal, Wiener Zeitung: "Dabei gibt Neil Young der Hörerschaft auf seinem insgesamt 42. Album sowie dem 15. mit Crazy Horse wieder mit Freude kalt-warm. Freundlich-nostalgische, als gemütliche Altherrenrunde erarbeitete Stücke wie der Schunkler "This Old Planet (Changing Days)" wechseln mit im Standgas aufgedrehtem Stromrock von programmatisch betitelten Songs wie "This World (Is In Trouble Now)". Beide Ausformungen werden als Missing Link diesmal mit dem von Nils Lofgren gespielten Akkordeon zusammengehalten."
Gérard Otremba, Sounds & Books: "In den Texten paaren sich Rückblicke mit vorsichtig optimistischen Zukunftsaussichten. Und während Pump Organ und Mundharmonika „The Wonder Won’t Wait“ veredeln, dreht Young im abschließenden, epische 15 Minuten dauernden „Chevrolet“ seine E-Gitarre voll auf. Für diesen Song müssen die möglicherweise bereits konzipierten Listen mit Youngs besten Songs nochmal überarbeitet werden. Allein für dieses Feuerwerk an Gitarrenkunst, das Neil Young auf „Chevrolet“ abliefert lohnt sich die Anschaffung dieses vorzüglichen Albums. Und gemeinsam werden wir diese Welt auch noch irgendwie retten."
Barney Harsent, The Arts Desk: "Es gibt Momente auf World Record, in denen Young so klingt, als würde er sich die Sachen einfach aus dem Stegreif ausdenken (...). Manchmal brillant, manchmal frustrierend, gleichzeitig zerklüftet, roh und unerträglich kitchig, ist World Record wie der Mann selbst: eine Mischung aus echtem Genie und frustrierenden Fehlschlägen."
Wolfgang Jung, dpa: "Höhepunkt eines an Glanzpunkten reichen Albums ist das mehr als 15 Minuten lange «Chevrolet», eine Hymne auf die ikonische US-Automarke. Über wenige Themen hat der Autofan Young wohl mehr Lieder geschrieben als über Fahrzeuge. Seine Garage steht voller Oldtimer. «Chevrolet» ist ein epischer Song voller Sehnsüchte, der unter die Haut geht, aber der vielfach für den Umweltschutz engagierte Songwriter übt auch Fortschrittskritik: Autos gehören für ihn zum amerikanischen Wandergeist - aber die Zeit fossiler Brennstoffe ist vorbei."
Roman Gokhman, Riff Magazine: "Auf einem Album mit leicht verdaulichen Drei-Minuten-Songs kommt das 15-minütige, epische Herzstück "Chevrolet". Es klingt zunächst wie eine Art Liebeslied an ein Lieblingsauto aus den 60er Jahren. Aber in Wirklichkeit geht es um Youngs veränderte Einstellung zu seiner Liebe zu Autos. Chevy wird das nicht für eine LKW-Werbung verwenden, um es mal so auszudrücken. Es ist ein komplizierter Song darüber, dass das, was er einst als befreiend empfand - das Leben auf der offenen Straße - in Wirklichkeit die ganze Zeit Teil des Problems war. Über quietschenden, mit Hall versehenen Gitarren erkennt er, dass er nicht zurück kann." 8 von 10
Michael Gallucci, Classic Rock: "Das Album ist zielstrebiger als Colorado und Barn, wobei die Liebeslieder diesmal dem Planeten vorbehalten sind. Es ist auch ein lockereres Album: Jeder scheint sich durch das eröffnende "Love Earth" zu tasten, bevor er sich auf so etwas wie einen Groove einigt, und "The World (Is in Trouble Now)" fügt dem üblichen Crazy Horse-Mix eine wackelige Pumporgel hinzu. Youngs Gesang (der manchmal auch wackelig ist) hat eine lässige Einfachheit, die zum Gesamtklang des Projekts passt. Trotz des Themas haben die Songs und die Performance wenig Dringlichkeit. Aus Youngs Sicht sollte jeder wissen, was auf dem Spiel steht. Er trägt nur seinen Teil dazu bei, die gleiche Botschaft zu verbreiten, die er schon seit über 50 Jahren vertritt."
Scott Bauer, Associated Press: "Um die Dinge frisch zu halten, nahmen Young und Crazy Horse "World Record" live im Studio auf, ohne jegliche Instrumentierung im Hinterkopf. Das Endergebnis, das von Rick Rubin mitproduziert wurde, ist vorhersehbar esoterisch für Young, ein Künstler, der häufige Themen wieder aufgreift, aber scheinbar nie auf die gleiche Weise - im Guten wie im Schlechten."
Der Produzent Rick Rubin fängt sorgfältig einen Live-Sound ein, ein spontanes First-Take-Gefühl, das von "Break The Chain", einem der beiden wichtigsten Gitarrensongs des Albums, veranschaulicht wird, einem Crazy-Horse-Drescher in der Tradition von "Welfare Mothers" und "Fuckin' Up", mit zusätzlicher Post-Covid-Unruhe." 8 von 10.
Fiona Shepherd, The Scotsman: "Der herzhafte Blues-Boogie Break the Chain, die flehende Hymne Walkin' on the Road (To The Future) und der keuchende Walzer The Long Day Before sind allesamt solide, wenn auch keine spektakulären Werke. Selbst der altehrwürdige Crazy Horse-Kracher - in diesem Fall eine ambivalente Ode an das Auto namens Chevrolet - ist eher ein sicherer 15-minütiger lokaler Ausflug als ein epischer Road Trip." 3 Sterne
"World Record"? Ja, einen Weltrekord stellt Young mit seiner neuen Platte bestimmt auf: den in Redundanz. Denn auch auf dieser Scheibe wiederholen sich die seit Jahren immergleichen, altbekannten Schlagwörter: Es geht wahlweise um Mutter Erde oder die Natur, die Zukunft unserer Kinder, den Eisbär auf der Scholle, den Fisch im Wasser und so weiter und so fort. Und das in Reimen, die so seicht und sauerstoffarm sind wie der Rhein während der Dürreperiode im vergangenen Sommer. Banale, naive, infantile Lyrics.
AntwortenLöschenIch verlange ja gar kein Textniveau wie das auf Dylans Alterswerk "Rough and rowdy ways", aber ein bisschen substanzieller ginge es meiner Meinung nach dann doch. Andererseits: Was soll man schon von acht Songs erwarten, die Young laut eigener Aussage innerhalb von zwei Tagen geschrieben hat?
Das Meiste von dem, was Neil Young in den vergangenen Jahren auf seine impulsive Art fabriziert hat, ist einfach nur mittelmäßiger Käse. Wie rief schon während eines Konzertes vor rund 25 Jahren jemand aus dem Publikum hinauf zu Young auf die Bühne: "They all sound the same!" Und der antwortete: "It's all one song." "Ja, leider", möchte man hinzufügen.
Ketzer!
AntwortenLöschenAls eingefleischter Fan von Neil fällt es mir zwar schwer das zu schreiben, aber er hat es nicht mehr drauf. Ob Barn, Colorado oder World record ,sind bis auf ein oder zwei Songs alle Alben einfach überflüssig. Das letzte gute Album war Psychedelic Pill und das geniale Way down in the rust bucket. Was zu den belanglosen Songs hinzukommt, ist mittlerweile die Stimme von Neil. Habe sein Gesang immer geliebt, aber er wimmert nur noch und hat nichts mehr mit seinem schönen Gesang von früher zutun. Hoffe dass das Archiv noch ein paar Perlen zu bieten hat. Long may you run Neil....
AntwortenLöschenKrass, was jetzt auch hier rausgehauen wird von der MuPo. Wusste bisher gar nicht, das es für den Meister jetzt auch noch um den Literaturnobelpreis geht. Das Album ist noch keine 24 Stunden draußen und hier weiß natürlich jeder sofort Bescheid was Sache ist, Respekt dafür & shame on You, Crazy Horst
AntwortenLöschenthats it ! leudde leudde ich sach euch,das geheimnis liecht im schlachzeuch
LöschenDie arme Haut wird hier fast immer über Gebühr kritisiert.
AntwortenLöschenGruß
K-H
Es ist tatsächlich eine unangenehme Situation…wir können uns glücklich schätzen, dass nach wie vor ein paar letzte Urgesteine bis ins hohe Alter fit und aktiv sind und kreativ bleiben. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es mal ohne sie sein wird. Aber trotzdem bin ich leider gerade bei Neil Young bei jedem neuen Album seit circa Storytone irgendwie enttäuscht bzw gelangweilt. Es klingt vieles belanglos und austauschbar, mutlos und gleich…und die schiere Flut an Veröffentlichungen verstärkt diesen Eindruck nur noch. Aber trotz aller Kritik: Long May He Run!
AntwortenLöschenMöge er uns noch lange erhalten bleiben. Gruß Christian
Christian: NY ist 77, hat alleine mit dem Archiv alle Hände voll zu tun, ich fürchte er übernimmt sich mit diesen vielen Projekten.Dazu noch der Aktivismus im Bereich der Ökologie. Andererseits bin ich froh, dass er wie Dylan oder Fogerty überhaupt noch was veröffentlicht.
AntwortenLöschenGruß
K-H
Zum Thema zwei differente Versionen von Chevrolet: Weiß jemand, ob bzw. wann die DoLP mit der längeren - nachträglich als besser bewerteten Version von Chevrolet auf den Markt kommt. Oder handelt es sich bei der Clear-Vinyl-Version um diese Fassung?
AntwortenLöschenDanke und Grüße
Stu
Normal- und Clear-Vinyl sind da gleich. Über die Zweitauflage ist derzeit nichts bekannt. Bei den aktuell langen Vorlaufzeiten der Presswerke wird das sicher auch noch dauern.
LöschenIch finde das Album ganz großartig. Sehr direkt und die Naivität ist eine Kunstform. Meiner Meinung nach geht es von Colorado an stetig aufwärts und anders als die beiden Vorgänger hat dieses Album sehr schöne Harmonies. Schlimm waren für mich Alben wie Everybody‘s Rockin‘ oder Landing on the water. Psychedelic pill war auch sehr gut, für mich aber weniger kohärent als World record. Psycedelic pill hatte vier gute Songs, der Rest viel ab. Toast ist auch großartig, was für eine Energie. Also: Ich kenne weiter keinen Musiker, der mit seiner Kunst jahrzehntelang so ins Risiko geht. Ohne Kompromisse. Long may you rock!
LöschenToast ist 20 Jahre alt. Da war Neil noch großartig. Natürlich ist alles Geschmackssache aber die letzten Alben haben nicht ansatzweise die Klasse von seinen besten Arbeiten.
LöschenDenkt Neil das sich jeder später das Album ein zweites Mal als teures Vinyl kaufen wird,um den besten Song der LP 2 Minuten länger zu haben? Ich finde er hätte der LP die CD oder wenigstens ein Downloadcode beilegen können,mit der Langfassung. Zum Album selbst: OK ,aber das letzte Meisterwerk mit Horse bleibt für mich Psychedelic Pill ! Wünscht das er sich mehr Zeit zum komponieren nimmt. 8 Lieder in 2 Tage hört man dem Album an.
AntwortenLöschenAls Neil Young Fan unterliege ich ja eh wie so viele dem Kaufzwang.
AntwortenLöschenAber sein neuestes Album bewegt mich nun auch, hier etwas zu schreiben.
Die Kritiken sind ja durchgehend gut. Was ich aber auch nicht so richtig nachvollziehen kann.
Seit Psychedelic Pill war für mich auf einmal alles anders:
Ich komme bei fast keinem Song so ins schwelgen, wie es früher eben war. Es wirkt alles ein wenig gewollt und nicht gekonnt. Wäre der Name nicht auf der Produktion, käme dieses Album nicht an die Oberfläche. Es nervt mich regelrecht, wenn ich diese albernen Texte höre. Und noch dazu dieses ruppige geschrammel. Nichts gegen geschrammel - wenn es Seele hat.
Es wurden irgendwo Parallelen zu cortez the Koller gezogen zu einem Song auf world Record. Ich glaube damit war Chevrolet gemeint. Wo in aller Welt sind die feinsinnigen Gitarrentöne, die ruhigen, langen Passagen?
Wie gesagt. Ich muss das alles sammeln. Und klar ist es toll, dass da immer was wie aus der wundertüte kommt. Ich freu mich ja auch immer wieder aufs neue- leider immer enttäuschend. Seit Colorado.