März 25, 2021

Archivalbum 'Young Shakespeare': To buy or not to buy?

Neil Young - Young Shakespeare
Neil Youngs nächstes Archivalbum "Young Shakespeare" ist im Handel. Es erscheint als Nr. 3.5 in der "Archives Performance Serie" auf CD, LP, DVD und als Deluxe Box mit allen drei Medien. Anders als das erst vor wenigen Wochen erschienene Archivalbum "Way Down in the Rust Bucket" mit "Crazy Horse", dessen Live-Set von 1991 vorher nie als Audio oder Video kursierte, ist Neil Youngs Auftritt im Shakespeare Theatre in Stratford, Connecticut vom 22. Januar 1971 seit 50 Jahren bestens bekannt. 

Hinzu kommt: Die nur drei Tage zuvor aufgenommene Show in der Massey Hall in Toronto - mit weitgehend identischem Songmaterial - kam bereits 2007 als offizielles Archivalbum heraus. Mit "Live At The Cellar Door" und "Live At The Riverboat" gibt es noch weitere Archivalben aus dieser Ära mit dem jungen Neil Young als Solokünstler. Auch das Ende Februar 1971 in London aufgezeichnete BBC-TV-Konzert geistert seit vielen Jahren durch alle Online-Videoplattformen und soll irgendwann ebenfalls als offizielle Archivveröffentlichung auftauchen.

Neil Young vermarktet "Young Shakespeare" daher bewusst als Gegenpol zum fast zeitgleich aufgenommenen Album "Live At Massey Hall 1971". Die Show in seiner kanadischen Geburtsstadt sei emotional überfrachtet gewesen, während die Show in Shakespeare Theatre viel ruhiger und besser sei, so der Musiker. Außerdem sei Stratford die erste abgefilmte Show seiner Karriere gewesen. Wirklich neu ist das Filmmaterial von "Young Shakespeare" indes nicht: Neil Young selber hatte es 2007 für die Begleit-DVD zum Massey Hall-Album verwendet und die Filmbilder aus Stratford einfach über die Tonspur aus Toronto geschnitten - heute würde man so ein Vorgehen in die Fake-News-Ecke stellen. [Weiter: Show lief im Deutschen Fernsehen ...]


Young Shakespeare lief schon 1971 im deutschen TV


Swing-In mit Neil Young
Neil Young 1971 im deutschen Fernsehen
Das Filmmaterial lief zudem schon vor 50 Jahren - korrekt als Stratford-Show gekennzeichnet - im Deutschen Fernsehen. Der 2001 verstorbene niederländische Regisseur Wim Van der Linden hatte das Konzert für die monatlich ausgestrahlte Sendereihe "Swing-In" gefilmt, die der Westdeutsche Rundfunk (WDR) damals für das Nachmittagsprogramm produzierte. Van der der Linden hatte für diese Sendereihe bereits im Jahr zuvor eine Film über "Jethro Tull" gedreht, später auch über Brian Auger und die Band "Traffic".

Sein aus den USA mitgebrachtes Material über Neil Young war so umfangreich, dass der WDR gleich zwei Folgen von "Swing-In" daraus machte. Grund dafür war, dass Young den Niederländer nach Ende der Solo-Tour auf seine kalifornische Ranch eingeladen hatte, wo Anfang Februar mehrere Interviewpassagen im Haus, am Teich und dem Ranchgelände entstanden. 

Teil 1 von "Swing-In mit Neil Young", der am 24. April 1971 freitagnachmittags im Ersten Programm des deutschen Fernsehens lief, rückte die Ranch-Aufnahmen daher in den Mittelpunkt und verknüpfte sie mit fünf Live-Aufnahmen der Show in Stratfort. In Teil 2 von "Swing-In mit Neil Young" - ausgestrahlt am 14. Mai 1971 - sind dann sechs weitere Songs des Konzert zu sehen. Diese beiden "Swing-In"-Folgen wurden über die Jahre wiederholt ausgestrahlt. Zuletzt hatte der ARD-Spartensender "Einsfestival" beide Teile hintereinander geschnitten als knapp einstündigen Film gesendet (Video unten). Diese Version kursiert seitdem auch als Bootleg-DVD im Netz.

Für den Kauf von "Young Shakespeare" spricht die makellose Darbietung, Neil Youngs Interaktion mit dem Publikum sowie vor allem der von Produzent John Hanlon anhand von Wim Van der Lindens Aufnahmen neu gemasterte Ton. Grundlage für den Mix waren die von Jamie Howarth und seinem sogenannten „Plangent Process“-Verfahren überarbeiteten Orignalbänder. 

"To buy or not to buy"  - diese berühmte Shakespeare-Frage muss jeder Neil Young-Fan selber seinem innere Hamlet beantworten. Als kleine Hilfestellung hier der WDR-Film aus dem Jahr 1971 und Ausschnitte aus bereits erschienen Kritiken zum Album:


Video: "Swin-In mit Neil Young" Teil 1 und Teil 2, WDR 1971




Verkaufsversionen


"Young Shakespeare" kommt als Vinyl und CD in den Handel und ist auch über Neil Youngs Greedy Hand Store erhältlich. Eine Standalone-DVD des Konzertes gibt es exklusiv über den The Greedy Hand Store.

Eine Deluxe Boxset Edition mit Vinyl, CD und der DVD gibt es ebenfalls über den NYA Greedy Hand Store und im Handel. Käufer über den NYA Greedy Hand Store erhalten einen kostenlosten digitalen Hi-Res Audio-Download vom Xstream Store © bei NYA


Kritiken/Reviews (Update 31.3.2021)


Hamlet - Young Shakespeare
Lauren Harvey, Daily Californian: "Ob nun 25 oder 75 Jahre alt, Neil Young ist ein wahrer musikalischer Veteran, und wenn Young Shakespeare ein Indiz dafür ist, dann hat sein poetisches Können den die Zeit überdauert. Die Songs mögen nicht neu sein, aber sie werden mit einer immergrünen Selbstreflexion vorgetragen, die ihren nostalgischen Reiz ergänzt. Auch wenn Young seine Zuhörer auf eine Reise durch die Vergangenheit mitnimmt, sind seine Botschaften untrennbar mit der Gegenwart verwoben. Das Ergebnis ist eine bewegende Performance, die noch lange in Erinnerung bleiben wird." 4,5 von 5

Andreas Weihs, country.de: "Young Shakespeare ist ein wirkliches Zeitdokument in hervorragender Soundqualität. Die fünfzig Jahre seit der Aufnahme konnten den Songs nichts anhaben. Im Gegenteil! Die Reduktion auf nur ein Instrument neben der markanten Gesangsstimme von Neil Young macht die Songs in ihren Botschaften eindringlicher, intimer. Ein guter Song bleibt ein guter Song, auch ohne breites Instrumentarium. Für diese Scheibe ist immer ein Platz frei im Plattenregal!"

Tim Cooper, Louder Than War: "Es endet in einem passenden Finale, das die Unschuld und Reinheit einer intimen Aufführung unterstreicht, mit einer zarten Wiedergabe des ältesten Liedes in seinem Katalog - Sugar Mountain. Einer Klage über verlorene Jugend, die er 1964 an seinem 19. Geburtstag in Kanada schrieb. Im weiteren Verlauf beschreibt er, wie er ursprünglich 126 Verse für das Lied geschrieben hatte, wobei er sich bemüht, es auf nur vier zu reduzieren, und er ermutigt das Publikum, „für William Shakespeare“ zu singen und mitzuklatschen - etwas, für das sie keine Ermutigung brauchen. Wie alles auf dieser Platte ist es einfach perfekt." 10 von 10

Doug Collette, Glide Magazine: "Neil Youngs Auftritt für Young Shakespeare ist absolut großartig. In der Tat ist dies genau die Art von Show, mit der dieser große Rockikone sein Profil in der Zeit seiner frühesten Zusammenarbeit mit Crazy Horse (in ihrer ersten Inkarnation) sowie Crosby Stills and Nash schärfte. Die überragende Qualität des Konzerts macht daher alle anderen Faktoren, die mit der Veröffentlichung auf Audio und Video zusammenhängen, nebensächlich."

Nick Roseblade, Clash: "Das Album ist eine weitere makellose Veröffentlichung, bei der Young seine Live-Aufnahmen durchforstet und interessante Alben veröffentlicht. Wenn ein Album dieser Qualität seit 50 Jahren im Tresor ist, was hat er sonst noch weggeschmissen?" 9 von 10

Hayden Godfrey, Flood Magazine: "Im Kern fängt Shakespeare die Essenz dessen ein, was wir uns alle vorstellen, wenn wir an den Namen Neil Young denken: ein langhaariger, leicht zerzauster und tief reflektierender Songwriter, der sich in einem höhlenartigen Theater über eine Akustikgitarre gebeugt hat. Wie jede gute Live-Platte fließt sie wunderbar und katalogisiert ein immateriell magisches Musikerlebnis." 9 von 10

Gérard Otremba, Sounds & Books: "Mit „Cowgirl In The Sand“ und „Down By The River“ stehen zwei seiner besten Song überhaupt auf der Setlist, und auch „Helpless“ vom CSN&Y-Album „Déjà vu“ sowie das allseits beliebte „Sugar Mountain“ sind vertreten. Das dann gleich in eine Lauflänge von fast neun Minuten, Dylan-like von erzählten Anekdoten unterbrochen. Immer wieder ein Vergnügen, eine Solo-Live-Aufnahme von Neil Young zu hören, „Young Shakespeare“ entpuppt sich als ein ganz besonderes."


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