Juni 07, 2019

UPDATE #7 Großes Special: Alles über 'Tuscaloosa'

Neil Young - Tuscaloosa
Heute, am 07. Juni, erscheint das Archivalbum "Tuscaloosa" als CD, Vinyl. Stream und Download. Neil Young macht damit das Dutzend voll, denn "Tuscaloosa ist das inzwischen zwölfte Album der "Archives Performance Serie", in der bislang unveröffentlichte Konzertmitschnitte veröffentlicht werden. Innerhalb dieser Reihe trägt es die Nummer 4. Zuletzt war im November 2018 "Songs for Judy" als Nummer 7 erschienen.

Die Songs auf "Tuscaloosa" wurden während eines Konzerts Memorial Coliseum der University of Alabama in Tuscaloosa aufgenommen, womit sich auch der Albumtitel erklärt. Das Konzert fand am 5. Februar 1973 im Rahmen der "Time Fades Away Tour" mit der Backingband "The Stray Gators" statt und umfasste insgesamt 15 Songs, davon sieben in einem solo-akustischen Set. Elf dieser 15 Songs wählte Neil Young für das Album aus.

"Tuscaloosa" ist eine in gleich mehrere Hinsicht überraschende Veröffentlichung. Bis zur Ankündigung im Januar waren die Aufnahmen selbst bei Fans unbekannt. Diese hatten zudem mit dem dem zuvor angekündigten Release von unbekannten Aufnahmen der "Ragged Glory"-Sessions gerechnet oder auf "Homegrown" gewartet. Beide Veröffentlichung wurde durch das kurzfristige Erscheinen von "Tuscaloosa" nach hinten verschoben. Warum Neil Young den Konzertabend vom 5. Februar 1976 unbedingt jetzt als Archivalbum herausbringen wollte sowie alle Daten, Fakten und Hintergründe zum neuen Album hier im großen Special zu "Tuscaloosa" [Weiter: Alle Infos & Hintergründe zum Album ...]


Tracklist


01. Here We Are In The Years.......3:56
02. After The Gold Rush............4:42
03. Out On The Weekend.............5:29
04. Harvest........................4:14
05. Old Man........................4:17
06. Heart Of Gold..................3:48
07. Time Fades Away................6:10
08. Lookout Joe....................4:59
09. New Mama.......................3:01
10. Alabama........................3:50
11. Don’t Be Denied................8:09



Credits


Reprise 587621-1
Nr. 04 der "Archives Performance Serie"


Aufnahmeort:
Memorial Auditorium, University Of Alabama, Tuscaloosa, Alabama

Produzenten:
Neil Young, Elliot Mazer

Musiker:
Neil Young: Gesang, Gitarre, Piano, Harmonica
Ben Keith: Pedal Steel Gitarre, Gesang
Jack Nitzsche: Piano, Gesang
Tim Drummond: Bass
Kenny Buttrey: Schlagzeug

Mix:
John Hanlon

Fotos:
Joel Bernstein

Mastering:
Chris Bellman bei Bernie Grundman Mastering

Post Production:
John Hanlon



Verkaufsversionen



Tuscaloosa - Back Cover
Tuscaloosa - Cover-Rückseite
Im Handel:

1. CD
2. Doppel-Vinyl
3. Download bei Amazon, iTunes, Google Music

Exklusiv über den Neil Young-Store:

1. CD + Lithografie
2. Doppel-Vinyl + Lithografie
3. Hires-Download

Als hochauflösender "Xstream" über Neil Young Archives




Wie "Tuscaloosa" entstand


Neil Young hat sich mit "Time Fades Away"-Tour lange Zeit schwer getan. Dem gleichnamigen Live-Album mit Aufnahmen der Tour verweigerte er über Jahrzehnte eine CD-Veröffentlichung. Zu unangenehm waren ihm die Erinnerungen an die gigantische 65-Konzerte-Stadiontour von 1973 - ein Jahr nach seinem Mega-Seller "Harvest". Das Unternehmen stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Bei den Proben im November 1972 schickte Young seinen musikalischen Seelenverwandten und "Crazy Horse"-Gitarristen Danny Whitten wegen dessen Drogenproblemen nach Hause - und in den Tod. Die übrigen Bandmitglieder der "Stray Gators" stritten sich mit ihrem Bandleader um Geld. Dazu kamen technische Probleme und dem Sound. Neil Young sprach von "der schlechtesten Tour meiner Karriere."

Time Fades Away
Viele Jahre enthüllte er aber Pläne, eine alternative Version des Albums "Time Fades Away" im Rahmen seiner Archive herauszubringen. Der zweite Aufguss sollte auch Songs der Harvest-Ära enthalten, die Young nicht für Live-Album von 1973 berücksichtigt hatte. Außerdem sollte alle Aufnahmen aus der ersten Hälfte der Tour stammen, als Kenny Buttrey statt Johnny Barbata das Schlagzeug spielte. CSNY-Drummer Barbata hatte damals Buttrey ersetzt, der nach 33 Shows entnervt aus der Tour ausgestiegen war, nachdem ihm Young vorgeworfen hatte, nicht laut genug zu spielen. Da "Time Fades Awy" ausschließlich aus Aufnahmen dieser zweiten Tourhälfte bestand, war dort nur Barbata zu hören, dessen Stil Neil Young später offenbar auch nicht mehr gefiel.

Irgendwann scheint sich Neil Young beim Sichten des Materials für "Time Fades Away II" entschieden zu haben, einfach die Show am 5. Februar 1973 in Tuscaloosa als Album zu veröffentlichen. "Die Band war gut eingespielt weil wir viele Shows nacheinander gespielt hatten", so der Musiker auf seiner Archivseite. "Tuscaloosa entpuppte sich als eine großartige Nacht". 



Die Auswahl der Aufnahmen


Neil Young suchte für "Tuscaloosa" elf von 15 Songs des damaligen Konzerts aus. Vier schafften es also nicht auf das Album. "On The Way Home" wurde wegen einer falsche Tonlage aussortiert. Die Version von "The Loner" war Young nicht gut genug. Für die Nichtberücksichtigung von "Southern Man" und "Are You Ready For The Country?" gab es bislang keine Erklärung. Neil sagte aber zu, die fehlenden Songs als Streams auf die Archivseite zu stellen.

Von den Songs, die es auf das Album schafften, sind fünf Live-Versionen vom Album "Harvest". Vier davon sogar als geschlossener Block. Mit "After The Gold Rush" und "Here We Are In The Years" gibt auch zwei Songs der Prä-Harvest-Ära. Die restlichen Songs sind jene Stücke, die den Zuschauern der damaligen Tour völlig unbekannt waren - weil noch unveröffentlicht. Nur zwei Songs von "Tuscaloosa" sind auch auf "Time Fades Away" zu finden.

Zwei Besonderheiten sind auch noch zu erwähnen: "Alabama" der Südstaaten-kritische Song von Album "Harvest" wird in Tuscaloosa, Alabama zum ersten mal live in Alabama gespielt. Und "Don't Be Denied" ist editiert: Die vierte Strophe wurde einfach noch einmal an die fünfte angefügt und dann ausgeblendet. 



Die Musiker auf "Tuscaloosa"


Neil Young - Tuscaloosa Band
"Tuscaloosa" ist eine traurige Premiere im Werkkatalog von Neil Young: Es ist das erste Archivalbum, bei dessen Erscheinen alle Mitmusiker des 73-Jährigen bereits verstorben sind.

Bernard Alfred "Jack" Nitzsche, geboren 1937 in Chicago, starb am 25. August 2000. Nitzsche, der bei den "Stray Gators" am elektrischen Piano saß und auf "Harvest" auch Slidegitarre beisteuerte, gehörte schon in der Buffalo Springfield-Ära zu Neil Youngs engen Weggefährten. Er produzierte einige von Neil Youngs Songs und arrangierte später die Streicher-Parts auf dem "Harvest"-Album. Er zerstritt sich später mit Neil Young, war mit dessen Ex-Lebensgefährtin Carrie Snodgress zusammen, und wurde für verurteilt, als er sie mit einer Waffe bedrohte.

Aaron Kenneth "Kenny" Buttrey, geboren 1945 in Nashville,  starb am 12. September 2004 an Krebs. Der Schlagzeuger spielte mit Neil Young auf den Alben  "Harvest", "Tonight's The Night" und "Harvest Moon". Er ist auch auf Alben anderer Künstler zu hören, darunter Bob Dylan und J.J. Cale.

Bennett "Ben" Keith Schaeufele, geboren 1937 in Fort Riley, verstarb an 26. Juli 2010. Mit Neil Young verband ihn seit seiner Mitwirkung auf "Harvest" eine lebenslange Freundschaft. Der Steel-Gitarrist, der später auch Rhythmisgitarre in der Electric Band spielte, ist auf unzähligen Alben  Youngs zu hören.

Der Bassist Timothy Lee "Tim" Drummond, geboren 1940 in Canton, Illinois, starb als Letzter der band am 10. Januar 2015. Auch er war seit den "Harvest"-Tagen in diversen Formationen mit Neil Young auf Tour und spielte auf zahlreichen Alben.



Neil Youngs Instrumente auf "Tuscaloosa"



Neil Young setzte auf der "Time Fades Away"-Tour zum ersten - und auch zum letzten Mal - eine Gibson Flying V Gitarre ein. Die pfeilförmige E-Gitarre, Baujahr 1958, hatte er als Ersatz für seine Les Paul "Old Black" ausgewählt, die wegen eines verloren gegangenen Pickups nicht einsatzbereit war.

Die Gibson Flying V erwies sich für Neil Young als echter Fehlgriff. Die Gitarre hielt die Stimmung nicht und musst auf der Bühen ständig nachgestimmt werden. Auch mit den Sound haderte der Musiker und experimentierte währen der gesamten Tour mit verschiedenen Verstärker-Setups.

Im elektrischen Set kam neben der Flying V noch die Gretsch White Falcon zum Einsatz.




"Tuscaloosa" Preview


YouTube-Playlist ,it allen 11 Songs:





Weitere Hintergrundinfos





Kritiken/Reviews  (Update #7 - wird ständig aktualisiert)


dpa: "'Here We Are In The Years' und 'After The Gold Rush' spielt der damals 27 Jahre alte Frontmann zunächst solo an Gitarre und Klavier, die Stimme klingt noch etwas windschief. Danach kommen The Stray Gators hinzu, und es entwickelt sich eine tolle Rock-Show mit einigen der besten Lieder aus dem Katalog des Kanadiers - bis zum 8-Minuten-Highlight 'Don't Be Denied'. Lohnt sich nicht nur für knallharte Neil-Young-Fans."

Morgan Enos, Talk House: "Jeder andere Künstler hätte diese Musik in einer Schublade versteckt oder den Bootleggern vorgeworfen und vergessen. Nicht so Young. Ein Jahr vor der Tuscaloosa-Show veröffentlichte er 'Harvest', ein oft sonniges, kommerzielles Album mit Folk-Rock-Juwelen. Aber durch 'Tuscaloosa' und sein ganzes Archiv wollte er sich eindeutig als vollwertiger Künstler zeigen - nicht als einer, der nur seine "beste" Seite zeigte."

Hal Horowitz, American Songwriter: "Der Ablauf der Show wird durch Young's nicht besonders interessanten, gesprochenen Einführungen unterbrochen und bei einer knappen Laufzeit von etwas über 50 Minuten fehlt viel. Hardcore-Anhänger mögen sich verlocken lassen, mehr von diesen oft rauen Shows zu hören, aber insgesamt ist es ein enttäuschendes, wenn auch sporadisch erfreuliches historisches Dokument. Sicherlich hat Young besseres Material zu freizulegen." 3 von 5

Brian Thompson, Soundlab: "Für diejenigen, die befürchteten, dass Tuscaloosa einfach ein eiliger Aufguss von Time Fades Away sein würde (obwohl nur zwei Songs auf beiden Setlisten erscheinen), genügt ein Vergleich der Cover Art, da der Blick aus der Menge eine ganz andere Atmosphäre bietet als der Blick von der Bühne. Und obwohl dies eine Performance auf der gleichen Tour einfängt, arbeitete Neil Young immer noch an den Details und entschied, wie er mit seinem aufkeimenden Ruhm umgehen würde. Wie viele seiner Archivpublikationen ist Tuscaloosa ein wahres historisches Dokument, denn wir sehen Young an der Schwelle zu dem, was bald kommen wird. Und es zeigt die ganze Bandbreite seiner stilistischen Musen, während er den Mittelweg zwischen dem Musizieren für sich selbst und der Arbeit in einer hungrigen Menge entdeckt. Außerdem ist es die Art von Konzerten, von denen Liebhaber träumen, dabei zu sein." 9 von 10

Tyler Wilcox, UNCUT: "Tuscaloosa ein unglaublich wertvolle Dokumentation Neil Youngs aus dem Jahr 1973, der vor Tausenden gegen seine Dämonen ankämpft und einige seiner am tiefsten empfundenen Musik abliefert."

Chris Willman, Variety: "Es sind die weniger bekannten Songs in der rockigen zweiten Hälfte des Sets, die 'Tuscaloosa' zu einem Selbstläufer machen."

Doug Collette, Glide Magazine: "Formellere und vollständigere Veröffentlichungen in Neil Youngs Archiven mögen ebenso zufriedenstellend sein wie Tuscaloosa - obwohl zwei Stücke von der Originalaufnahme fehlen. Aber keine birgt eine so implizite gesellschaftliche Relevanz. Selbst ein Künstler, der so instinktiv ist wie Neil Young, konnte die Aktualität eines Albums mit dem Titel mit Anspielung auf diesen südlichen Staat im Jahr 2019 nicht vorhersehen."

Gérard Otremba, Sounds and Books: "Bis zu diesem Zeitpunkt ebenfalls noch nicht auf Vinyl gebannt waren „Times Fade Away“ sowie „Don’t Be Denied“, die beide später im Jahr auf dem Live-Album „Time Fades Away“ der Plattenkäuferschicht zugänglich gemacht werden sollten. Im Titeltrack tobt sich Young auf der Elektrischen aus und singt wie ein Getriebener. „Don’t Be Denied“ strecken Young und seine Stray Gators auf acht Minuten und keine Sekunde davon verschenkt. Zwei herausragende Songs von „Tuscaloosa“, auf dem sich elf Highlights tummeln. Neil Young in Bestform."

Eric R. Danton, Paste Magazine: "Tuscaloosa zeigt die gesamte Bandbreite von Young, was es zu einem seltenen Blick auf einen heute ikonischen Performer in einem Moment macht, in dem er daran arbeitete, ein Gleichgewicht zwischen der Zufriedenheit seiner selbst und der Freude seines Publikums zu finden." 8 von 10

David Nowels, Americana Highways: "Young ist zweifellos immer ein politischer Künstler, und es gibt persönliche Gründe, weshalb er sich gerade jetzt entschlossen hat, diese Archivaufnahme noch einmal herauszusuchen. Unabhängig davon, ob man Youngs politische Ideologien teilt oder nicht, kann man die Kraft nicht übersehen, mit der Young diese Songs zu diesem Zeitpunkt in Tuscaloosa, Alabama, spielt."

N. Rogers, Aquarium Drunkart: "Es ist unbestreitbar, dass 'Time Fades Away' immer noch das weitaus bessere Produkt ist. Trotzdem ist 'Tuscaloosa' mit seinem alternativen Blick auf einen entscheidenden Moment in der Rockgeschichte ein zweiter Schluck, den man unmöglich ablehnen kann."


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