Januar 03, 2017

Vor 50 Jahren: Die zehn Tage im New Yorker Ondine Club

Buffalo Springfield, Ondine, 1967
Foto (C) Thomas Monaster
Vor 50 Jahren, in den ersten Januartagen des Jahres 1967, spielte Neil Young mit "Buffalo Springfield" für mehr als eine Woche im New Yorker Club "Ondine". Nach einem Gig im "Night Owl Café" im Greenwich Village am 30. Dezember wurde die Band aus Los Angeles im "Ondine" für zehn Shows, von Sylvester bis zum 9. Januar 1967, als Vorband von "Mitch Ryder & the Detroit Wheels" verpflichtet.

Es war Neil Youngs erste Rückkehr nach New York, nachdem er dort ein Jahr zuvor erfolglos für das ELEKTRA-Label vorspielte und vergeblich nach Stephen Stills suchte. Damals fand er nur Richie Fury in Stills Apartment vor und machte sich ein paar Wochen später mit Bassist Bruce Palmer von Toronto nach Kalifornien auf. Nur ein dreiviertel Jahr nach Gründung von "Buffalo Springfield" standen nun genau diese vier - Neil Young, Bruce Palmer, Stephen Stills und Richie Furay, ergänzt um Drummer Dewey Martin - auf der Bühne des kleinen, aber angesagten Clubs auf der New Yorker East Side. Es war der erste Auftritt der Band an der Ostküste überhaupt.

Die zehn Tage im "Ondine" gingen aus gleich mehreren Gründen in die Geschichte der Band ein. Zum einen, weil an einem Abend Soul-Sänger Otis Redding auf die Bühne kam und mit ihnen "In the Midnight Hour" spielte. Später tauchte Redding auch bei einer Aufnahmesession in den New Yorker Atlantic Studios auf. "Buffalo Springfield" nahmen dort direkt nach dem "Ondine"-Engagement unter anderem mehrere Versionen von Neil Youngs Song "Mr. Soul" auf. Angeblich wollte Otis Redding den Song sogar für sich selber haben - als Nachfolger seiner erfolgreichen Version des Stones-Klassikers "Satisfaction". Neil Young verweigerte aber laut Dewey Martin seine Zustimmung. Otis Redding starb im darauf folgenden Dezember bei einem Flugzeugabsturz. [Weiter: Schlägerei mit Stephen Stills ...]

Epileptische Anfälle und Bühnen-Schägerei


Neil Young litt während der Gigs im "Ondine" an epileptischen Anfällen, die ihn schon in Los Angeles heftig zugesetzt hatten. Fotografin Nurit Wilde berichtet in Jimmy McDonoughs Buch "Shakey", wie sich der Musiker vor einem Anfall gerade noch von der Bühne in eine Seitengasse retten konnte - ein Gardarobe hatte der kleine Club nicht.

Auch die Konflikte innerhalb von "Buffalo Springfield", die später zu Auflösung der Band beitrugen, kamen im "Ondine" schon deutlich zum Vorschein. Legendär wurde der Faustkampf zwischen Stephen Stills und Bruce Palmer. Stills hatte sich bei seinem Bassisten darüber beschwert, dass der Verstärker zu laut aufgedreht war. Nach dessen Weigerung, ihn runter zu drehen, flogen die Fäuste und Stills landete im Schlagzeug. Es sollte nicht der einzige Vorfall mit dem labilen Bassisten sein. Am Ende des Engagements wurde Bruce Palmer von der New Yorker Polizei wegen eines Drogenvergehens verhaftet. Es folgte eine Verurteilung zu drei Monaten Gefängnis und die Abschiebung in sein Geburtsland Kanada.

"Buffalo Springfield" kehrten ohne ihren Bassisten nach Los Angeles zurück, wo sie zehn Tage später bei einem Fernsehauftritt in der Sendung "Hollywood Palace" improvisieren mussten: Roadie Dickie Davis mimte den Bassisten - mit dem Rücken zur Kamera (Video unten). Als Palmer-Ersatz wurde schließlich Ken Koblun engagiert, der mit Neil Young schon in dessen Zeit in Winnipeg bei den "Squires" den Bass zupfte. Sein Einsatz bei "Buffalo Springfield" war aber nur von kurzer Dauer. Nach ein paar Gigs wurde er durch Jim Fielder ersetzt. Am Ende hatte Jim Messina den undankbaren Job.

Neil Young ruimiert "Mr. Soul"


Otis Redding
Otis Redding
Auch für Neil Young war mit den Gigs in New York das Ende der Unschuld gekommen. So war er maßgeblich an der Entscheidung der Band beteiligt, sich baldmöglichst von ihren beiden Managern, Charlie Green und Brian Stone, zu trennen. Die hatten ihrer Meinung nach das Debütalbum "Buffalo Springfield" als Produzenten gehörig in den Sand gesetzt. Vor allem Young und Stills waren waren von der Stereo-Abmischung der beiden entsetzt. Bei den Aufnahmen in New York kam es deshalb zu Streitereien im Studio. An der Produktion der neuen Songs waren die beiden Manager nur noch auf dem Papier beteiligt.

Statt dessen ruinierte diesmal ausgerechnet Neil Young selbst die Aufnahme. Waren in New York noch alle von der live eingespielten Fassung von "Mr. Soul" begeistert, fiel die von Young im April in L.A. stark nachbearbeitete Fassung für das zweite Album der Band vor allem bei Stills durch. Später entschuldigte sich Neil Young bei seinem Kumpel: Die New Yorker Originalfassung sei klar besser gewesen.


Video: "Buffalo Springfield" - Mr. Soul, Hollywood Palace TV-Sendung vom 20. Januar 1967




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