Neil Young hat dem kanadischen Radiosender CBC ein in Teilen verstörendes Interview gegeben. In der Radiosendung "Q with Jian Ghomeshi", der schon in der Vergangenheit einige Interview mit seinem kanadischen Landsmann geführt hatte, äußerte sich der Musiker nachdenklich und sehr offen über seine Vergangenheit, die aktuellen Projekte und seine Zukunft.
Anlass für die Ende letzte Woche in New York aufgezeichnete Sendung war Neil Youngs neues Buch "Special Deluxe". Bereits in diesem Teil des Interviews konnte Jian Ghomeshi Neil Young einige Aussagen entlocken, die über das Buch hinausgehen. Etwa über seine musikalische Entwicklung in Winnipeg oder seine Kindheit in den vielen kleinen Orten in Kanada, und deren Einfluss auf seine Persönlichkeit. Er sei dankbar für seine kleinstädtische Herkunft, bekannte der Musiker. Er habe viele Farmen, viel Landschaft und viele Tiere gesehen. Dort aufgewachsen zu sein, habe seinen Blick auf die Natur und den Planeten geschärft.
Angesprochen auf die sehr persönliche Buchpassage über die Scheidung seiner Eltern, als der Vater die Mutter schlug und diese nach der Trennung alle Schallplatten zerstörte, sagte Young: "Das war der traurigste Moment in meinem Leben. Platten und Songs sind Erinnerungen, die etwas bedeuten. Sie zu zerstören, ist ein Zeichen." Seine Mutter habe viel Herz, Gefühl und Liebe besessen. Das habe auch ihn stark geprägt. Auch er suche die Liebe in anderen Menschen. Das sei es, was ihn antreibe. [Weiter: Neil Young gibt seine Ranch auf ...]
Jian Ghomeshi gelingt es, Neil Young auch interessante Aussagen zur aktuellen Ereignissen im Privatleben des Musikers zu entlocken, ohne platt und vordergründig zu fragen: "Sind sie produktiver in turbulenten Phasen des Lebens? Sind Turbulenzen gar gut für die Kunst?" Neil Young: "Ich denke, es schadet der Kunst nicht. Ich glaube, Liebe ist gut für die Kunst. Rückblickend betrachtet: Auf die verschiedenen Aspekte der Liebe zu schauen, ist gut, um sich selber auszudrücken." Ghomeshi setzt nach: "Sie sind also nicht durch ein gebrochenes Herz mehr inspiriert, als durch die größten Momente der Liebe?" Young: "Absolut nicht. Ich glaube, die Liebe selbst ist eine Inspiration."
Neil Young deutet an der Stelle schon Änderungen in seinem Leben an: "Mein Leben ist an einem Punkt angekommen, einem Zen-Moment, wo ich mich von den materiellen Dingen befreie und ich mich in eine andere Sphäre bewege." Zur "Entmaterialisierung" gehört, dass er seine Autosammlung bis auf wenige Exemplare verkauft.
Dann kommt Ghomeschi auch auf Neil Youngs "Broken Arrow"-Ranch zu sprechen, die ihm immer viel bedeutet habe. Darauf enthüllt Young überraschend: "Die Ranch ist nur ein kleiner Punkt auf diesem Planeten und der Planet ist wunderbar. Jetzt habe ich andere Orte gefunden, wo ich hingehe und die ich schön finde. Für mich ist es ok, die Orte loszulassen, an denen ich gewesen bin, und andere Leute sie genießen zu lassen. Ich hatte eine großartige Zeit auf der Ranch und es ist immer noch ein großartiges Gefühl, daran zurück zu denken."
Neil Young hat damit in "Q" wohl nicht weniger als das Ende einer Ära bekannt gemacht. Er war 1971 nach den Erfolgen seiner erste Alben nach Nordkalifornien gezogen und hatte die Ranch im San Mateo County gekauft. Für über 40 Jahre war "Broken Arrow" nicht nur Heimat, sondern auch das Zentrum von Neil Youngs musikalischer Welt. Unzählige Alben wurde hier aufgenommen und produziert, Projekte wie die "Archives" realisiert. Bereits seine letzten beiden Alben "A Letter Home" und das in zwei Wochen erscheinende "Storytone" waren aber schon nicht mehr auf der Ranch realisiert worden.
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