Neil Young, Gretsch & Echo Twin 1963 |
Das Besondere an diesem 20. September 1963: Neil Young spielte bei diesem Gig zum allerersten Mal öffentlich seine Gretsch 6120 Chet Atkins Gitarre. Eine Gitarre, die er fortan bis zur Auflösung der "Squires" und danach - durch ein anderes Exemplar gleichen Baujahrs ersetzt - bis heute spielt.
Die Gretsch 6120 hatte Neil Young damals gebraucht von Johnny Glowa, einem ehemaligen Mitglied einer bekannten Band aus Winnipeg gekauft, in der auch Neil Youngs damaliges Vorbild Randy Bachman spielte - ebenfalls mit einer Gretsch 6120. Neil Youngs alte Les Paul Junior, mit der er nur wenige Wochen zuvor noch seine erste Single "The Sultan" aufgenommen hatte, war wegen eines Defekts ausgemustert worden.
Alles über Neil Youngs wichtigste elektrische Gitarre neben "Old Black" zum Nachlesen im ausführlichen Artikel: "Neil Youngs "Orange Periode" - Die Gretsch 6120".
Neben der Gretsch 6120 gehörte auch ein Ampeg "Echo Twin" Verstärker zum Setup des damals 17-jährigen Neil Young. Den Amp hatte er sehr wahrscheinlich 1962 zu Weihnachten geschenkt bekommen. Im Begleitbuch zu "Neil Young Archives Vol.2" ist ein Foto abgedruckt, das den 17-jährigen Weltstar in spe vor einem in Geschenkpapier verpackten Verstärker zeigt. Neil Youngs Mutter Rassy hatte zu dem Foto notiert, es sei der Verstärker, um den es in der Familie so viele Debatten gegeben hatte. [Weiter mit dem "Echo Twin" ...]
Der Ampeg "Echo Twin"
Neil Young Weihnachten 1962 |
Tatsächlich war der Ampeg "Echo Twin" für damalige Verhältnisse ein anspruchsvolles Geschenk für einen musikbegeisterten Schüler. Neil Youngs "Karriere" war Ende 1962 gerade einmal zwei Jahre alt. Sie hatte im Sommer 1960 begonnen, als er und seine Mutter nach der Scheidung der Eltern von Toronto nach Winnipeg zogen. Neil Young war da gerade von einer Ukulele auf Gitarre umgestiegen. Dabei handelte es sich um eine alte Harmony Monterey Archtop mit nachträglich eingebautem Pickup. Als Verstärker für zu Hause diente zunächst ein alter Seabreeze-Plattenspieler der Mutter. Mit der Harmony Archtop bestritt Neil Young am 6. Januar 1961 auch seinen allerersten öffentlichen Auftritt, als er mit "The Jades" im Community Club der "Earl Grey Junior High School" in Winnipeg spielte.
Den Seabreeze-Plattenspieler benutzte Neil Young dann auch noch eine Zeit lang als Verstärker seiner Les Paul Junior, die ihm 1961 seine Mutter zum Geburtstag schenkte. Bei den "Esquires", den "Classics" oder den "Stardusters", den diversen kurzlebigen Schülerbands, sammelte Neil Young mit seiner Les Paul erste Erfahrungen. Dabei stöpselte er sich meist in die Verstärker der Mitspieler ein oder benutzte geliehenes Equipment.
Später löteten sich Neil Young und der zweite Gitarrist der "Squires", Allan Bates, einen obskuren Selbstbauverstärker zusammen, bei dem die Röhren oben aus dem Gehäuse heraus ragten. Mit dieser abenteuerlichen Konstruktion spielten die beiden auch bei den ersten Proben der "Squires" im Keller des Schlagzeugers Jack Harper.
Neil Young 1962 mit Les Paul Jr. und obskurem Selbstbau-Amp |
An Leistung und Lautstärke mangelte es Neil Young bei den "Squires" also nicht. Trotzdem lieh sich die Band für größere Auftritte gelegentlich den Fender "Concert" Verstärker vom befreundeten Musiker Jim Kale. Der spielte zusammen mit Randy Bachman als Bassist bei "Chat Allan & Expressions", einer Vorläuferband von "The Guess Who".
Erster Verstärker mit Reverb-Effekt
Wie der Name "Echo Twin" schon andeutet, hatte der Ampeg Verstärker ein besonderes Feature, das nicht einmal der größere Fender "Concert" bot: Der "Echo Twin" war der erste Verstärker auf dem Markt, der über einen eingebauten Reverb verfügte. Dieser Hall-Effekt, der mit einer Spiralfeder erzeugt wird, war zunächst durch die Hammond-Orgel bekannt geworden.
Ampeg Echo Twin (Fotos: Jack Arouu) |
Verstärker mit eingebauten Band-Echos gab es bereits vorher. Der Reverb-Effekt aber war für Gitarristen anfangs nur als externes Gerät erhältlich. Das bekannteste Gerät war die 1961 auf den Markt gebrachte Fender Spring-Reverb Unit 6G15 . Dieser externe Fender Tube Reverb wurde viele Jahre später sogar zentraler Bestandteil von Neil Youngs Setup. Es ist heute das erste Gerät im Signalweg, in das Youngs Gitarrensignal überhaupt eingespeist wird.
Die Firma Ampeg, verglichen mit Fender oder Gibson damals ein Zwerg auf dem Musikmarkt, hatte den Reverb-Effekt 1961 als erster Hersteller direkt in einen Verstärker eingebaut - in den "Reverberocket" mit 15 Watt. Die Hallspirale lag dabei unten im Gehäuse des Verstärkers. Der Marktführer Fender folgte mit seinem ersten Reverb-Combo, dem Fender "Vibrolux", erst zwei Jahre später.
Der Ampeg "Echo Twin" - wie der Reverberocket ebenfalls 1961 vorgestellt - war im Prinzip ein Verstärker, der aus zwei in ein Gehäuse eingebaute "Reverberockes" bestand. Der "Echo Twin" blieb daher sogar dann noch spielbereit, selbst wenn eine der beiden Verstärkereinheiten einmal ausfiel.
Mit dem Reverb-Effekt des Ampeg konnte Neil Young auch mit seinem Freund und Vorbild Randy Bachman mithalten. Der spielte nämlich nicht nur ebenfalls eine orangefarbene Gretsch 6120. Er nutzte auch ein altes deutsche Körting-Tonbandgerät als Band-Echo. Vorbild für die beiden Nachwuchsgitarristen war dabei der Jazz-Gitarrist Lenny Breau, der damals in Winnipeg lebte und seine Gretsch 6120 mit einem sehr seltenen EchoSonic-Verstärker verstärkte. Dieser von Ray Butts in den 1950er Jahren entwickelte Amp hatte ein eingebautes Band-Echo. Er wurde vor allem durch Chet Atkins und Elvis-Gitarrist Scotty Moore berühmt.
Neil Young & Peter Frampton
Album mit Ampeg Echo Twin |
Ampegs "Echo Twin" kam in der zweiten Jahreshälfte 1961 als Modellvariante ET-1 auf den Markt. Später folgte mit dem Model ET-2 "Super Echo Twin" noch eine mehrkanalige Luxusvariante. Der ET-1 kostete damals laut Preisliste 332 Dollar. Sehr viel Geld in einer Zeit, in der die meisten Schülerbands mit Selbstbauverstärker oder billigem Versandhaus-Equipment von Silvertone oder Harmony Vorlieb nehmen mussten. Kein Wunder, dass der damals avantgardistische Ampeg "Echo Twin" mit Stereo und Reverb-Effekt als Weihnachtsgeschenk für den jungen Neil Young zu familieninternen Debatten führte. Auch wenn Neil Youngs erster Verstärker als Gebrauchtgerät etwas billiger gewesen sein dürfte.
Nach dem Ampeg kamen die Fender
Den "Echo Twin" spielte Neil Young bis Anfang Mai 1964. Dann rauchte das Gerät auf der Bühne sein Leben aus und wurde, wie Neil Young jetzt noch einmal in seinen Memoiren "Waging Heavy Peace" beschrieb, im Sommer 1964 durch einen Fender Tremolux Piggyback (Kopfteil und eine 2x10 Zoll Lautsprecherbox) ersetzt. Den finanzierte zu großen Teilen wieder einmal Mutter Rassy, nachdem Neil Youngs Vater trotz eindringlicher Bittbriefe, kein Geld für die musikalischen Ambitionen seines Sohnes locker machen wollte. Den Verstärkern der Marke Fender blieb der Musiker dann bis heute treu.
In einem ausführlichen Interview über sein Equipment, das 2005 als Extra auf der Bonus-DVD des Albums "Prairie Wind" erschienen ist, stellte Neil Young seine "Verstärker-Karriere" so dar: "Zuerst benutze ich den Verstärker von einem anderen Jungen, dann bekam ich meinen eigenen. Der erste Verstärker, den ich hatte, war ein Ampeg "Echo Twin". Ein großer Verstärker. Dann verbesserte ich mich mit einem Fender Tremolux Piggyback. Danach hatte ich eine Reihe von Verstärkern - bei "Buffalo Springfield" einen schwarzen Fender Bandmaster oder so etwas." Danach, so Neil Young in dem Interview, stieß er dann während der Gründung von "Crazy Horse" in Los Angeles auf den 1959er Fender Deluxe. Den kaufte er für 75 Dollar - gerade mal ein Viertel von der Summe, die seine Mutter Weihnachten 1962 für den "Echo Twin" gezahlt haben wird. Dieser 75-Dollar-Fender steht bei Neil Young auch heute noch auf der Bühne.
Neil Youngs Verstärker von 1962 bis 1968: Ampeg "Echo Twin", Fender "Tremolux", "Bandmaster", "Deluxe" |
Video: Neil Young Echo Twin als 3D-Animation
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