National 1133 Resonator Foto (c) Guitar Auctions |
Eine Entdeckung belegt jetzt: Der Ursprung dieser Liebe zu ungewöhnlichen Gitarren könnte im Sommer 1965 liegen. Jenem Sommer, der ohnehin eine wichtige Wegscheide in Neil Youngs Karriere war.
Damals setzte er sich mit seinem Leichenwagen Mort von seiner Band „The Squires“ ab, mit der er von April bis Juni 1965 in Fort William, Ontario, gastierte. Mit an Bord war auch ein seltsames Instrument. Die Reise endete bekanntlich mit Getriebeschaden in Blind River, von wo sich Neil Young mit Kumpel Terry Erickson per Motorrad bis nach Toronto durchschlug. Spätestens dort überließ ihm Erickson eine Gitarre, die wohl der erste Exot in Neil Youngs Sammlung war: Eine "National Student 1133 Resonator".
In einem Post auf seinem Internetblog "createdavidt" berichtete jetzt der Kanadier David Trudel aus Victoria, British Columbia, über einen Sommer in den späten 1970er Jahren. Den hatte er mit einem Schulfreund in einem Seengebiet in der Nähe von Winnipeg verbracht. Bei einem Abend in einer Kneipe in der Stadt Kenora trafen sie auf Terry Erickson, der dort unter seinem Künstlernamen Doc Tibbles als Solo-Künstler mit einem Programm aus Blues, Folk und Country durchs Land zog. Die beiden, so berichtet David Trudel weiter, haben Terry Erickson/Doc Tibbles dann auf ihr Hausboot auf den See eingeladen. Dort erzählte er ihnen von seiner Bekanntschaft mit Neil Young und den "Squires" in Fort William und Toronto. In den folgenden Sommern, Terry Erickson spielte auf dem örtlichen Lake of the Woods Folk Festival, entstand eine enge Freundschaft.
National Resonator Studentenmodelle |
An Neil Young verliehen
"Rusted Moon" hat Terry Erickson, der inzwischen in der Nähe von Calgary in Kanada wohnt, auf diese Darstellung angesprochen. Erickson stand "Rusted Moon" bereits mehrfach für Fragen zu den alten Zeiten mit Neil Young zur Verfügung. Über seine seltene deutsche Framus 9-string Gitarre und seine legendäre Reise mit Neil Youngs Leichenwagen ist hier ausführlich berichtet worden.
Angesprochen auf Trudels Geschichte über die Dobro, enthüllte Neil Youngs Kumpel aus Jugendzeiten dann die wahre Story. Trudel habe sich nämlich an einige Fakten nicht ganz korrekt erinnert.
Der geheimnsivolle Gigbag: Die Squires im Juni 1965 |
Erickson nahm das Instrument dann mit nach Fort William, wo er auf "Neil Young & The Squieres" traf. Man freundete sich an, jammte und feierte zusammen. Im Sommer 1965 wurde Terry Erickson dann sogar offiziell Mitglied der "Squieres" und spielte beim letzten Konzert der Band im Juni 1965 im 4D-Coffeehouse in Fort William. Vor dem Konzert nahm Don Baxter, Barkeeper der Bar "Blue Swan", einige Promotionfotos mit der Band auf dem Güterbahnhof hinter den 4D-Coffeehouse auf.
Auf einem der Fotos ist Neil Young mit seiner Gretsch 6120 in der einen Hand zu sehen. In der anderen Hand hält er einen Gigbag mit einer weiteren Gitarre. "Darin war meine National Reso-Graph", so Terry Erickson gegenüber "Rusted Moon". Bislang war stets angenommen worden, dass ein Vox Teardrop Bass in dem Gigbag war. Dies sei aber auf ein Missverständnis von Ken Koblun, dem Bassisten der "Squires" zurückzuführen. "Ich hatte damals nur den Fender Jazz Bass, meine deutsche Framus 9-string Gitarre und diese National Resonator", erzählte Erickson.
Die 1133 gab's auch als Hawaii-Modell |
In Toronto probten die beiden im Sommer 1965 mit den neu aufgestellten "Squires", zu denen dann auch wieder die in Fort William zurückgelassenen Mitglieder Ken Koblun und Bob Clark stießen. Die Band nannte sich bald um in "Four To Go". Bob Clark und dann auch Terry Erickson verließen Neil Young kurz darauf. Clark kehrte zurück nach Winnipeg. Terry Erickson ging nach England, wo er in Liverpool in einer Beatband spielte.
Die National 1133 Resonator, die er irgendwann zwischen ihren Jams in Fort William und der Anfangszeit in Toronto an Neil Young verlieh und dann bei der Abreise nach England einfach bei ihm zurück ließ, kam dann Jahre später über einen Freund aus Fort William wieder in Ericksons Besitz. "Nachdem ich sie dann erneut wieder los wurde", erzählte Erickson, "kam sie dann noch ein drittes Mal zu mir. Dann verkaufte ich sie an einen Franzosen."
Treffen mit Neil Young auf Hawaii
Terry Erickson, Neil Young auf Hawaii |
Auch die Begegnung in Hawaii in den 1980er Jahren lief laut Terry Erickson anders ab, als von Trudel dargestellt. Erickson spielte er für ein paar Monate auf Hawaii und traf auch Young auf dessen Anwesen. Er rief seinen kanadischen Freund an, der nach Hawaii flog, um Neil Young für ein Tonstudio-Projekt zu gewinnen, das er auf Hawaii plante. Das Treffen dauert nur zwei Tage und nicht ein paar Wochen, wie Trudel schreibt. Die an Neil Young verliehene Resonatorgitarre spielte dabei keine Rolle.
Diese Gitarre war nach Darstellung Ericksons zwar optisch ungewöhnlich, aber musikalisch nichts besonderes. Sie war eine Solidbody aus Holz mit eingesetztem Blechresonator. Allerdings hatte sie keinen lackierten Korpus wie die Standardmodelle. Statt dessen besaß sie einen weißen Perloid-Überzug. Erickson berichtet, dass er irgendwann auch einen Pickup einbaute, weil sie nicht besonders laut war. Das gleiche Modell gab es übrigens schon direkt ab Werk als elektrisches Modell namens "Resoelectic". Alles in allem sei die National 1133 aber keine besonders gute Gitarre gewesen, so Erickson weiter, "das war vermutlich auch der Grund, warum ich die abgab".
Neil Young ist in seiner Zeit in Toronto nicht mit der National Resonator gesehen worden. Überhaupt gibt es sehr wenige konkrete Informationen aus dieser Zeit zwischen Juli 1965 und März 1966. Fest steht, dass er bis November 1965 seine Gretsch 6120 "Chat Atkins" spielte. In seinen Memoiren "Waging Heavy Peace" schreibt er, dass er die Aufnahmen der Demo-Session bei Electra in New York mit seiner unverstärkten Gretsch machte. Das war im November. Kurz darauf verkaufte er die elektrische Gitarre und stieg um auf eine akustische Gibson B-25 12-string, mit der seine Solo-Folkauftritte absolvierte. Er spielte die 12-string auch Anfangs bei den "Mynah Birds", ehe er eine Rickenbacker E-Gitarre bekam.
Der Umstand, dass Terry Erickson die National 1133 von einem Freund aus Fort William zurückbekam, spricht dafür, dass Neil Young diese Gitarre sehr wahrscheinlich schon in Toronto an jemand Anderen weitergab und nicht - wie seine Gibson 12-String - im März 1966 mit nach Kalifornien nahm. Gut möglich, dass der damals in Geldnöten steckende erfolglose Musiker sie in Toronto verkaufte.
Später Umstieg auf echte Resonator
Neil Young mit Resonator |
Seit 1989 wurden die alten National Resonatorgitarren übrigens unter dem Markennamen "Reso-Phonic" wiederbelebt. Die Firma hat auch die damaligen Solidbody Gitarren mit Resonator im Programm. Die heute "Resotone" genannten Modelle haben aber ab Werk einen Pickup eingebaut. Auch die weiße Perloid-Variante ist als Aufpreis erhältlich.
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