Crazy Horse gratulieren Neil Young auf der Bühne zum 67. Geburtstag |
Ob das Phänomen auch Auswirkungen auf das musikalische Schaffen hat, kann nur vermutet werden. Neil Young & Crazy Horse haben aber mit "Psychedelic Pill" ein Album vorgelegt, dessen Dimensionen die Thesen der Altersforschung zu untermauern scheinen. Der jetzt 67-jährige Young und seine Mitstreiter im Alter von 63 (Sampedro) und 69 Jahren (Talbot und Molina) haben mit "Driftin' Back" sogar den längsten Song ihrer Karriere aufgenommen. Auch andere Songs des Albums wie "Ramada Inn" oder "Walk Like A Giant" haben epische Längen. Mit fast 88 Minuten ist "Psychedelic Pill" das mit Abstand längste Studioalbum Neil Youngs. Vergleicht man es mit seinem ersten Album von 1968, das nur gut 35 Minuten lang war, bedeuten die fast 88 Minuten von "Psychedelic Pill" 44 Jahre später eine Steigerung um ca.150 %.
Auch wenn das neue Album extrem herausragt - Neil Youngs Tendenz zu immer längeren Songs und Alben lässt sich statistisch eindeutig nachweisen. Hier eine Auswertung:
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Abbildung 1: In 44 Jahren verdoppelte sich die durchschnittliche Songlänge von Anfangs etwa 3 Minuten auf nunmehr 6 Minuten. Dem statistischen Ausreißer nach oben - die Songs von "Psychedelic Pill" dauern im Schnitt 9:44 Minuten - steht mit "Everybody's Rockin'" ein extremer Ausreißer nach unten gegenüber. Die Songs dieses Rockebilly-Albums von 1983 kommen im Schnitt auf nur 1:40 Minuten. Davon einmal abgesehen, steigt der Mittelwert aller Songs über die Jahre deutlich und kontinuierlich an (blaue Linie).
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Abbildung 2: Im gleichen Zeitraum erhöhte sich auch die durchschnittliche Länge der Alben signifikant: von anfangs 35 Minuten auf über 60 Minuten. Längere Songs brauchen eben mehr Platz auf der Platte.
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Abbildung 3: Hier die 3 kürzesten und die 3 längsten Alben im Überblick. Die ersteren erschienen alle in den ersten beiden Jahrzehnten seiner Karriere. Die letzteren stammen aus den 2000er Jahren.
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Abbildung 4: Da die Anzahl der Songs je Album im Durchschnitt weiterhin bei 10 liegt, ist der Anstieg der Albumlänge eine logische Konsequenz. Neil Youngs "Loquacitas Senilis" geht also nicht zu Lasten der Fans, die mit weniger Songs auskommen müssten. Im Gegenteil: Sie bekommen für ihr Geld heute mehr Musik als früher.
Abbildung 5: Datenbasis für die Auswertung waren 34 Studioalben seit 1968. Das Zwillingsalbum zu "Living With War", alle Live- und "Archive Performer Serie"-Alben, sowie die Kompilationen "Decade", "Archives #1" und "Greatest Hits" wurden nicht berücksichtigt.
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Klasse Ralf!!
AntwortenLöschenich staune immer wieder, was Du alles ergründest und entdeckst.
weiter so ;-)
vg
falko