Als „Rusted Moon“ am 1. April über die Veröffentlichung der „Neil Young Archives Vol. 2“ als Cloud-Anwendung berichtet hat, steckte weit mehr als ein Aprilscherz dahinter. Zugegeben, Verpackung und Foto der Präsentation waren getürkt. Aber im Kern ging es um mehr, als einen billigen Aprilscherz.
Neil Young, soviel steht fest, arbeitet ernsthaft an einem eigenen, hochauflösenden Audioformat. Und es wird sehr wahrscheinlich wirklich ein cloud-basiertes Streaming-Format sein. Daneben wird es auch Geräte geben, die den datenintensiven Download angeblich über Nacht erledigen. Mit „Ivanhoe“, dem Namen des englischen Ritters aus dem Roman von Sir Walter Scott, will sich Neil Young auch einen möglichen Namen für das System schützen lassen.
Der RollingStone brachte nur 2 Tage nach dem vermeintlichen Aprilscherz neue Details zu Neil Youngs Plänen. Die Angaben, die RollingsStone-Autor Patrick Flanary zu den aufgetauchten Anträgen für die Anmeldung von Markennamen macht, decken sich im Wesentlichen mit Gerüchten, die schon seit Ende letzten Jahres kursieren. Auch Neil Youngs eigene Aussagen zu dem Thema ergeben im Licht der verfügbaren Fakten ein ungefähres Bild von dem, was er in Sachen Hi-Res-Audio plant.
Hier nun Alles über „Sir Neil Ivanhoe“ und seinen Kreuzzug für besseres Hören:
Die Faktenlage:
März 2012: Die im Juni beantragten Warenzeichen werden Neil Young zuerkennt und veröffentlicht. Die Einspruchsfrist für Mitbewerber läuft 30 Tage und endet am 23. April 2012. Danach kann Neil Young die Warenzeichen nutzen.
Kommentar:
Neil Young ist bekannt dafür, notfalls mit dem Kopf durch die Wand zu gehen. Zudem belegen die Fakten, dass der Musiker und fanatische Audiopurist schon viel Zeit und vermutlich auch schon sehr viel Geld in das Projekt „PonoTone“ gesteckt hat. Auch die Marketingmaschine hat längst begonnen, das engagierte Projekt bei den Fans zu etablieren. Rein zufällig wird der RollingStone nicht auf das Anmeldeformular für die Markennamen gestoßen sein. Auch die verschiedenen Auftritte mit Salesforce-Vorstand Marc Benioff erscheinen vor diesem Hintergrund wohlkalkuliert.
Die Frage ist also nicht mehr ob, sondern wann Neil Young als „Ritter Ivanhoe“ mit dem neuen Audioformat eine Lanze für Hi-Res-Audio brechen wird – und wer als Mitstreiter an seiner Seite reitet.
Denn eines ist auch klar: Als Einzelkämpfer hat Neil Young an der heftig umkämpften Schnittstelle von Musik und Internetbusiness wohl keine Chance. Sein eigenes Vapor-Label könnte allenfalls die Musik von Ehefrau Pegi und einigen wenigen anderen Künstlern im neuen Format anbieten. Das wird aber kaum reichen, um die Kosten für Entwicklung und Markteinführung zu refinanzieren.
Für die Alben anderer Künstler, einschließlich Neil Youngs eigener, liegen die Rechte bei den großen Labels wie Warner oder Sony. Die müsste der Kanadier mit in sein Ritterheer holen, um eine nennenswerte Verbreitung des neuen Formates sicherzustellen. Über Lizenzgebühren wäre dann auch Neil Youngs Entwicklungsaufwand abgedeckt.
Für die großen Plattenlabels, die sich im Grundsatz schon zu hochauflösenden Formaten bekannt haben, wäre so eine Lösung auch wirtschaftlich allemal attraktiver, als die angekündigten Audioformate von Anbietern wie dem Apple-Konzern zu nutzen. Dessen jüngst angekündigtes Hi-Res-Audio "Mastered for iTunes" hätte für die Labels den großen Nachteil, dass der iTunes-Store kräftig mit kassiert - bis zu 30 Prozent.
Neben dem reinen Content, muss aber auch die Hardware für die Verbreitung von PonoTone verfügbar sein. Dazu reichen im Prinzip sicher PC oder Smartphones mit passenden Apps. Aber nicht jeder wird über eine ausreichend schnelle Datenleitung verfügen. Das Datenvolumen für Hi-Res-Audio setzt höhere Bandbreiten voraus, die im Mobilsektor nur das kommende 4G (LTE) sicherstellt. Noch sind Geräte dafür Mangelware. Apples neues iPad3 hat gerade gezeigt, wo hier die Haken liegen: Die in Deutschland verfügbaren Frequenzen für das schnelle 4G werden von dem Gerät gar nicht unterstützt.
Auch Neil Youngs Ankündigung, selbst im Auto Hi-Res-Audio genießen zu können, setzt Hardware voraus. Entweder Autoradios mit Internetverbindung oder Geräte, mit Festplatte oder ausreichend Flashspeicher. Ob aber Gerätehersteller neben MP3 und Apples Formaten künftig auch Neil Youngs PonoTone lizensieren und einbauen, bleibt abzuwarten. Hier sind schon große Konzerne wie Sony mit eigenen Formaten kläglich gescheitert und haben viel Geld verbrannt.
Bis zur Markteinführung, die auch vom Zeitpunkt der Erteilung der beantragten Markennamen abhängt, wird Neil Young noch einige Klinken putzen und Allianzen schmieden müssen. Und wer weiß: Vielleicht, war "Rusted Moons" Ankündigung der "Archives Vol. 2" als reine High Resolution Cloud-Anwendung doch mehr, als nur ein Aprilscherz ...
UPDATE:
Verschiedene Fachzeitschriften haben die verfügbaren Modelle von 24/192 Hi-Res-Geräten getestet. Erkenntnis: Die Ninn DS Player bieten nicht nur audiophiles High-End durch Hi-Res-Formate - sie sind auch alle High-Priced!
Man darf gespannt sein, wie Neil Young es schaffen will, erschwingliche Varianten auf den Markt zu bringen. Ansonsten bliebe sein Konzept auf eine elitäre Gruppe reicher Musikliebhaber beschränkt. Der Markenname "Ivanhoe" könnte daher auch ein Indiz dafür sein, dass Neil Young dieses Dilemma bekannt ist. Adlige Ritter wie "Sir Ivanhoe" bildeten im Mittelalter bekanntlich auch eine elitäre Gruppe, die mit dem normalen Volk wenig gemein hatte.
Neil Young ist bekannt dafür, notfalls mit dem Kopf durch die Wand zu gehen. Zudem belegen die Fakten, dass der Musiker und fanatische Audiopurist schon viel Zeit und vermutlich auch schon sehr viel Geld in das Projekt „PonoTone“ gesteckt hat. Auch die Marketingmaschine hat längst begonnen, das engagierte Projekt bei den Fans zu etablieren. Rein zufällig wird der RollingStone nicht auf das Anmeldeformular für die Markennamen gestoßen sein. Auch die verschiedenen Auftritte mit Salesforce-Vorstand Marc Benioff erscheinen vor diesem Hintergrund wohlkalkuliert.
UPDATE:
Linn Klimax DS |
- Der günstigste Vollverstärker/Streamer "Linn Majik DS-I" kostet ab 3.000 Euro. (-> zum Test in STEREO)
- Der Netzwerkplayer "Linn Akurate DS 2011" liegt schon bei 5.500 Euro. (-> zum Test in AUDIO)
- Für das Top-Modell "Linn Klimax DS" müsste der Hi-Res-begeisterte Rustie stolze 15.000 Euro auf den Tisch blättern. (-> zum Test in STEREO)
Dazu kommen natürlich noch einmal erhebliche Kosten für weitere adäquate Komponenten wie Lautsprecherboxen. Denn der Top-Klang der hochauflösenden Formate muss ja auch unverfälscht ans Ohr dringen. Kein billiges Vergnügen also.
Man darf gespannt sein, wie Neil Young es schaffen will, erschwingliche Varianten auf den Markt zu bringen. Ansonsten bliebe sein Konzept auf eine elitäre Gruppe reicher Musikliebhaber beschränkt. Der Markenname "Ivanhoe" könnte daher auch ein Indiz dafür sein, dass Neil Young dieses Dilemma bekannt ist. Adlige Ritter wie "Sir Ivanhoe" bildeten im Mittelalter bekanntlich auch eine elitäre Gruppe, die mit dem normalen Volk wenig gemein hatte.
Links:
- Internetseite des englischen Audio-Herstellers NINN mit einem Hi-Res-Audiogerät
- Internetblog von Jason Rubenstein
- Beantragte Markennamen von Neil Young
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