Januar 28, 2011

Farmer Ben und die Bio-Eier von Georgette

Hühnereier von Neil Youngs Sohn
Eier von Bens Farm
Der aktuelle Skandal um Dioxin-verseuchtes Tierfutter hat in Deutschland die Bedeutung von biologisch erzeugten landwirtschaftlichen Produkten erneut ins Bewusstsein gerückt. Auch die Amerikaner kennen viele solcher Lebensmittelskandale.

Neil Youngs langjähriges Engagement in der „Farm-Aid“-Bewegung wurzelt daher auch in der Überzeugung, dass kleine bäuerliche Familienbetriebe mit ihrer überschaubaren Produktion bessere und vor allem gesündere Produkte hervorbringen, als großindustrielle Landwirtschaft und Massentierhaltung.

Weniger bekannt ist, dass Ben Young, der Sohn von Neil und Pegi, seit einigen Jahren eine eigene Hühnerfarm betreibt und Bio-Eier aus Freilandhaltung erzeugt. Sein Geschäft läuft gut, nicht zuletzt, weil im letzten Jahr viele konventionelle Betriebe in der Gegend bakteriell verunreinigte Eier zurückrufen mussten.

Plakat des Farmer Markets
Ben, der seit seiner Geburt an zerebraler Kinderlähmung leidet und auf Hilfsmittel wie Rollstuhl und Sprachcomputer angewiesen ist, bewirtschaftet die Farm mit Unterstützung von Betreuern weitgehend selbständig. Er hat einen wöchentlichen Stand auf dem örtlichen Bauernmarkt „Coastside Farmer's Market“ in Half Moon Bay und beliefert auch einige Restaurants in der Bay Area rund um seine Farm mit eigenen Produkten. So gehört zum Beispiel auch das „Calafia Cafe“ in Palo Alto zu Bens Kunden. Das Cafe, im Einzugsbereich der Stanford Universität und unweit des Google-Firmensitzes gelegen, verarbeitet überwiegend regionale Produkte und wirbt mit Bens Bio-Eiern auf der Speisekarte.

Bens Farm ist damit nicht nur ein Beispiel für eine erfolgreiche Vermarktung ökologischer und artgerecht erzeugter Produkte wie Hühnereier. Sie hat auch Vorbildcharakter für ein selbstbestimmtes Leben und eine erfolgreiche berufliche Integration von Behinderten – eines der Hauptanliegen der von Neil und Pegi Young unterstützten „Bridge School“.

Die Erfolgsstory von „Ben’s Coastside Farms“ begann vor etwa zehn Jahren, als Ben die Half Moon Bay High School abgeschlossen hatte. Im Rahmen eines Projektes von „4-H“, einer vom amerikanischen Landwirtschaftsministerium unterstützten Jugendorganisation, züchtete er zunächst Alpacas auf dem der Gelände der Young-Farm in Woodside, im San Mateo County. Später stieg er dann auf Hühner um.

Im letzten Oktober berichtete die Lokalzeitung „The Half Moon Bay Review“, dass auf Bens Farm inzwischen über 200 Legehennen leben, die übrigens alle „Georgette“ heißen. Die Tagesproduktion ist mit 60 Eiern sehr gering, soll aber weiter gesteigert werden. Der Eierkarton wurde vom Grafiker Gary Burden entworfen, der seit vielen Jahren auch die Cover der Alben von Neil Young gestaltet. Trotzdem bringen Bens Kunden die Kartons immer wieder zu Bens Stand auf dem Bauernmarkt zurück, um sie wiederzuverwenden. Die Zeitung berichtete weiter, dass „Ben’s Coastside Farm“ bereits 2007 die Gewinnzone erreicht habe. Im selben Jahr erzählte übrigens Bens Mutter Pegi Young in einem Interview mit dem „glide magazine“ stolz, dass ihr Sohn auch zu landwirtschaftlichen Kongressen fährt und sich landesweit mit anderen Bio-Farmen vernetzt.


Hier eine Übersetzung des Interviews mit Ben Young, das die „Half Moon Bay Review“ am 13. Oktober 2010 veröffentlichte. Ben hatte die Fragen von Lily Bixler mit Hilfe seines Sprachcomputers beantwortet.

Wann haben Sie das Geschäft aufgenommen und wie sind Sie auf die Idee gekommen? Und warum gerade Hühner?
Ich habe im Jahr 1998 meinen Abschluss gemacht und begann mit dem Hof im Jahr 1999. Wir wurden im Jahr 2002 für den biologischen Anbau zertifiziert. Ich glaube, ich nahm Hühner, weil sie ziemlich wenig Arbeit machen und Eier legen. Die ganze Idee, Tiere aufzuziehen, die einem etwas zurückgeben, ohne sie schlachten zu müssen, kam bei mir gut an. Es gibt eine sehr starke Bindung zwischen den Menschen auf dem Bauernhof und den Tiere auf dem Hof. Nebenbei, Baby-Küken sind so nett und Eier gehören zu meinen Lieblingsspeisen.
Führen Sie mich durch einen Tag im Leben eines Eier-Bauern.
An einigen Tagen stehe ich auf und gehe in mein Büro, dort mache ich den Papierkram, bezahle Rechnungen und bestelle Vorräte. Am Freitag liefere ich die Eier, was ich sehr genieße. Ich stehe auf und treffe Dustin auf dem Bauernhof, wir sammeln die Eier von den Damen, säubern sie, stecken sie in Kartons, notieren die Stückzahlen und verpacken sie für die Auslieferung. Aufgrund meiner körperlichen Einschränkungen kann ich nicht bei jeder dieser Arbeiten mithelfen, aber ich bin aktiv in alle Arbeitsabläufe eingebunden und ich bin derjenige, der am Ende die Entscheidungen trifft.
Hühnerfarmbetreiber haben gerade eine Menge Druck wegen der massiven Rückrufaktionen diesem Sommer bekommen. Was ist der Nutzen des Verzehrs von Eiern aus einer lokalen Farm?
Ben Young - der Sohn von Neil Young
(c) FarmAid
Nun, außer dass wir uns nicht so viel wegen Salmonellen und anderer Bakterien sorgen müssen, gibt es eine Menge Vorteile. Die Salmonellen haben vielen Menschen die Augen geöffnet über die Risikofaktoren bei der Massentierhaltung. Aber wir müssen auch auf die Art und Weise schauen, wie Tiere auf Bauernhöfen behandelt werden. Auch Eier, die als Freilandhaltung und biologisch gekennzeichnet sind, können von Hühnern stammen, die noch nie in eine Weide gesehen haben. Es sind aber lebende, atmende Lebewesen, sie beliefern uns mit Nahrung. Wir sollten sie mit Respekt behandeln. Kleine, lokale Bauern sind stolz auf ihre Tiere und deren Erzeugnisse. Sie achten mehr auf die Natur und das hat einen positiven Einfluss auf was auch immer das Endprodukt ist. Das ist sehr wichtig, denn das Endprodukt landet am Ende ja in Ihrem Körper. Wenn Ihre Eier immer von einem lokalen Hof stammen und wirklich aus Freilandhaltung, dann werden die Eier auch einen höheren Anteil an Vitaminen und weniger Cholesterol im Vergleich zu Eiern von konventionell gehaltenen Hennen haben. Natürlich gibt es auch Vorteile für die lokale Wirtschaft. Wenn Sie aus der heimischen Landwirtschaft und der lokalen Wirtschaft kaufen, bleibt Ihr Geld in Ihrer lokalen Gemeinschaft.
Was ist die größte Herausforderung für Ihr Unternehmen?
Nun, ganz abgesehen von meiner begrenzten Mobilität, ist die Führung eines Unternehmens hart - egal, wie hoch der Grad der Behinderung ist, würde ich sagen. Meine Probleme sind die gleichen wie die anderer kleiner Unternehmen. Bio-Hühnerfutter ist teuer und man muss die Hühner dazu bringen, immer die gleiche Anzahl von Eiern zu legen. Im Moment ist unserer Produktion wirklich niedrig, aber wir arbeiten daran.
Ihre Eier gehören inzwischen zum Angebot auf dem „Farmer's Market“. Beschreiben Sie, was es für Sie bedeutet, an dieser Gemeinschaft von Landwirten beteiligt zu sein.
Wenn Sie sich darum kümmern, was sie tun, und sich auch um Ihre Kunden kümmern – das ist es. Wir schätzen die Menschen, die unsere Eier kaufen, und ich denke, dass die Anerkennung auf Gegenseitigkeit beruht, und das ist eines der Dinge, warum ich gerne Teil dieser Gemeinschaft bin. Wir alle haben eine Menge gemeinsam, wir schätzen einander und wir genießen, was wir tun. Ich persönlich schätze, Teil dieser Gemeinschaft zu sein, weil es mir eine Chance gibt, mit Menschen zusammen zu kommen, die ich sonst nicht kennen lernen könnte. Teil des Half Moon Bay Bauernmarktes geworden zu sein, ist wunderbar. Ich habe nicht nur die Chance bekommen, andere Landwirte zu sehen, ich kann auch unsere Kunden von Angesicht zu Angesicht sehen und mit ihnen über Henne und Ei reden.
Welches ist Ihre Lieblingseierspeise?
Nun, wenn wir nur über Eier reden, bevorzuge ich sie pochiert. Natürlich sind pochierte Einer auch für „Eier Benedikt“ von Vorteil. Und wenn Sie sie zum Kochen haben möchten, bin ich immer für eine Quiche zu haben.
(Das Interview erschien in „The Half Moon Bay Review“, 13.10.2010)


Video: Rundgang über den Bauernmarkt der Coastside Farmers in Half Moon Bay (leider ohne Ben)




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