Heute vor 40 Jahren, am 12. August 1985, veröffentlichte Neil Young sein Country-Album "Old Ways". Einer seiner vielen musikalischen Schwenks, der damals Fans und vor allem sein Label Geffen Records so irritierte, dass es den Künstler wegen „untypischer Musik“ verklagte. Heute gilt das Album als Zeugnis künstlerischer Integrität.
Die Veröffentlichung von "Old Ways" markierte den Höhepunkt eines bizarren Konflikts zwischen Neil Young und seinem damaligen Plattenlabel. Nach musikalischen Experimenten wie dem elektrolastigen Album "Trans" (1982) und dem Rockabilly-Projekt "Everybody’s Rockin’" (1983) reichte Geffen Records Klage ein. Der Vorwurf: Young produziere "unrepräsentative und untypische" Musik. Für Young war dies eine inakzeptable Einmischung in seinen kreativen Prozess. Eine erste Version des Country-Albums, intern als "Old Ways I" bekannt, hatte das Label bereits 1983 abgelehnt.
Unbeirrt nahm Young zwischen 1983 und 1985 in Nashville, in Texas und auf seiner Ranch eine neue Version auf. Er umgab sich mit Country-Koryphäen und langjährigen Weggefährten wie Ben Keith. Die Country-Legenden Waylon Jennings und Willie Nelson steuerten Gesangs- und Gitarrenparts bei und verliehen dem Album zusätzliche Authentizität. Die begleitende Tour mit den Session-Musikern, den "International Harvester", wurde später auf dem Live-Album "A Treasure" (2011) dokumentiert und unterstrich die musikalische Kraft dieser Phase. Eine Aufnahme des Auftritts bei der TV-Show "Austin City Limits" im September 1984, der Song "California Sunset", wurde Teil des Albums
Musikalisch ist "Old Ways" ein klares Bekenntnis zum Country, geprägt von Pedal-Steel-Gitarre, Fiddle und Banjo. Die Texte sind oft introspektiv und behandeln Themen wie familiäres Glück in "My Boy" und "Once an Angel" oder die Sehnsucht nach einem einfacheren Leben. Das Album beinhaltet auch eine Coverversion des Gypsy-Life-Standards „The Wayward Wind“, den Young aus seiner Kindheit kannte.
Kommerziell war das Album zunächst kein Erfolg und stieß auf ein geteiltes kritisches Echo. In der Rückschau gilt "Old Ways" jedoch als übersehenes Juwel – ein aufrichtiger Ausdruck künstlerischer Freiheit, ungefiltert von kommerziellen Erwartungen. Damit war Young seiner Zeit voraus, in einer Ära, in der Country-Musik noch nicht die heutige Mainstream-Dominanz in Amerika besaß. Für dieses Jahr hat Neil Young mit "Tennessee" ein Archivalbum angekündigt, das einige unveröffentlichte Songs der der damaligen Country-Sessions enthalten soll.
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