Auf seinem neuen Album "The Monsanto Years" sagt Neil Young, was Sache ist. In seinen Songs über Gentechnik, Agrarindustrie, Umweltverschmutzung, Korruption und Demokratieverlust geht er seine Gegner frontal an und nennt offen die Dinge beim Namen. Seine "Feindesliste" reicht von Konzernen über politische Lobbygruppen bis hin zu den Politikern. Subtile Wortwahl und Differenzierungen sucht man auf dem Album, das in Deutschland am 12. Juni erscheinen wird, vergeblich - Neil Young kämpft hier mit dem schweren Säbel.
"Rusted Moon" arbeitet Neil Youngs Liste systematisch ab und stellt bis zum Erscheinen des Albums in einer neuen Serie jene Akteure vor, die nach Meinung des Musikers die Hauptschuld an den genannten Problemen tragen. Vieles ist in Deutschland nämlich kaum bekannt. Dazu zählt zum Beispiel die Organisation "Citizens United", die Neil Young als Sargnagel der Demokratie ansieht. [Weiter: Alles zu Citizen United ...]
"Citizens United" (auf deutsch: Vereinigte Bürger) ist eine konservative politische Interessengruppe, die 1988 gegründet wurde. Sie gibt als Ziel an, die Regierung der Vereinigten Staaten wieder unter die Kontrolle der Bürger stellen zu wollen und "amerikanische Werte" wie "Begrenzung der Regierungsgewalt, unternehmerische Freiheit, starke Familien, nationale Souveranität und Sicherheit" zu verteidigen. Über die eigene Lobbygesellschaft, "The American Sovereignty Project" wird zudem der Austritt der USA aus den Vereinten Nationen gefordert, die als unzulässige "Weltregierung" angesehen wird. "Citizens United" unterstützt offen konservative Politiker und deren Kampagnen gegen ihre liberalen Gegner durch TV-Werbung und Anzeigenkampagnen.
Türöffner für die Politik des großen Geldes
"Citizens United" wurde vor allem als Auslöser eines Urteils des US-Supreme Courts bekannt. Die obersten Richter der USA entschieden 2010 in einer knappen 5:4-Entscheidung, dass Firmen Anzeigenkampagnen bei Präsidentschafts- und Kongresswahlen finanziell unterstützen dürfen. Unternehmen und Gewerkschaften hätten das Recht, sich als Körperschaft auf die in der US-Verfassung garantierte Redefreiheit berufen zu können, so die Richter.
Der Supreme Court hob damit ein Urteil gegen "Citizens United" aus dem Jahr 2008 auf. Damals hatte die konservative Gruppe einen kritischen 90-Minuten-Film zur Präsidentschaftsbewerbung von Hillary Clinton produziert, der während des Wahlkampfs über Video-on-Demand im Kabelfernsehen verbreitet und beworben werden sollte. Bundesgerichte hatten das allerdings zunächst als unerlaubte Wahlkampfwerbung untersagt. "Citizens United" vertrieb den Film anschließend unter Umgehung der Gesetze über das Internet als DVD und zeigte ihn in ausgewählten Kinos.
2014 hob der Supreme Court dann auch noch bislang bestehende Obergrenzen für Spenden von Einzelpersonen für politische Kampagnen, Parteien und sogenannte PACs (Political Action Committee) wie "Citizen United" auf. Seitdem fließen Milliarden von Dollars von Unternehmen und steinreichen Einzelspendern in die amerikanischen Wahlkämpfe. Allein die Koch-Brüder, zwei erzkonservative Öl-Milliardäre, wollen in den bevorstehenden Präsidentschaftswahlkampf fast 900 Millionen Dollar pumpen, um einen weiteren Amtsinhaber der Demokraten als Nachfolger von Präsident Obama zu verhindern.
Synonym für die dunkle Seite der Macht
Die Koch-Brüder gehören auch zu den Finanziers von "Citizen United" und betreiben daneben ein ganzes Imperium an weiteren politischen Interessen- und Lobbygruppen. "Citizen United" ist nur eine von unzähligen Organisationen, gegründet mit dem einzigen Ziel, politische Meinungen und Entscheidungen in den USA zu beeinflussen und Meinung zu kaufen.
Neil Young greift "Citizens United" in seinem neuen Album stellvertretend für diese "dunkle Seite der Macht" in den beiden Songs "Big Box" und "People Want To Hear About Love" an. Er sieht die Demokratie durch die mit Unternehmensgeldern massiv beeinflussten Wahlen und politischen Entscheidungen gefährdet.
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